Hallo Liebe Leute,
endlich ist es hier soweit, die XXIX. Olympischen Spiele sind am Freitag abend feierlich mit einem großen Spektakel und einer atemberaubenden Show eröffnet worden.
"Beijing Welcomes You" - soll wohl soviel heißen wie Peking heißt Freunde aus aller Welt recht herzlich Willkommen zu den Olympischen Spielen in Beijing. Ausgenommen davon sind Tibetaner, Tibetaktivisiten, Uriguren, Ausländer usw. Die Bettler sind auch weg, da wo vor ein paar Jahren die alten Hutongs noch waren stehen jetzt Hochhäuser aus Glas, riesige Shoppingcenter oder Bürogebäude. Es gibt keine Prostituierten mehr und meine Freunde, die DVD-Händler sind auch verschwunden. Bleiben ja nicht viele übrig, aber neben den Sportler sind doch noch ein paar Leute zumindest hier. Alle, die noch da sind freuen sich und Lächeln. Dem hier ist die Freude, drei Stunden vor Eröffnung der Spiele doch förmlich ins Gesicht geschrieben.
Naja, standen ja auch Tausende Menschen um ihn rum, die Fotos machen wollten. Ich war gut drauf, hatte zwar keine Karte für die Eröffnungsfeier und wollte aber trotzdem meinen Spaß haben. Also hieß es los mit der U-Bahn Richtung Hotel von meinem Kumpel Alex. Ihn habe ich im Februar in Chengdu kennengelernt und wir sind gute Freunde geworden. Er ist Amerikaner aus Arizona und als Lehrer unten in Shenzhen tätig. Es stand also heute eine der hier im Blog bereits angekündigten Reunion-Feiern auf dem Programm, dazu Public Viewing einer Sportveranstaltung.
Taxis gibt es heute nicht und das ist die U-Bahn in Beijing, ca. 2 Stunden vor Eröffnung und diese Linie führt Richtung Olympia-Stadion. Hier war heute wirklich mal die Hölle los. Seit drei Wochen bin ich in Beijing und fahre viel U-Bahn und es war immer relativ leer. Die Leute haben Angst auf den neuen Linien zu fahren, Angst vor Anschlägen ! Hätte ich aber auch irgendwann, wenn ich jedesmal mein Handgepäck durch ein Röntgengerät schieben muss und auf jedem Bahnhof eine Unterdruckkammer steht, falls doch eine Bombe gefunden wird.
Wir haben lange überlegt, wo wir gucken gehen und haben uns für die beliebte Einkaufsstraße Wangfujing entschieden. Hier sind so viele Leinwände, wo den ganzen Tag Werbung läuft, also wird hier bestimmt die Eröffnungsfeier live übertragen. Und so sieht Public Viewing in China aus - Fernseher aus !
Könnte ja auch defekt sein, suchen wir weiter, wir haben noch 15 Minuten bis zur Eröffnung. Die zweite Leinwand war dann auch aus und auf Nachfragen bei der Security kam dann die Antwort, die Leinwand werde nicht eingeschaltet - aus Sicherheitsgründen wegen der vielen Menschen. Menschenmassen kennt man doch aber in China, einem Land mit 1.4 Milliarden Einwohnern, wo alles schon eine Nummer größer ist.
Wir haben dann Glück gehabt und die dritte Leinwand auf unserem Weg war an und es lief die Übertragung, keine Werbung ! Wir waren dort, hatten gute Laune und waren pünktlich da. Ein unglaubliches Gefühl zwischen den Menschen zu stehen und mit Ihnen den Countdown runterzuzählen.
Wir waren dabei und haben uns erstmal die richtigen Kopfbänder gekauft - und natürlich ein kaltes Bier, denn es war eine Hitze in dieser Menschenmasse.
Von links nach rechts : Alex aus Phoenix, AZ, David aus Scottsdale, AZ, ich und Krysti aus Orange County, CA - Mitten in China mit einer Truppe von Amis auf einer Olympiafeier !
Und hier waren sie, die coolen Chinesischen Fans, die Leute die wirklich gefeiert haben und sich riesig gefreut haben über dieses Ereignis im eigenen Land. Keine Angestellten, die eine Fahne schwenken und sich freuen, weil es ihnen vorgeschrieben wurde, nichts gestelltes, nein, hier waren die Menschen unterwegs. Und alle haben wir uns zusammen gefreut - aber niemand konnte so gut schreien wie diese Kleine.
Das war wirklich eine der größten und schönsten Parties auf denen ich jemals war. Wir standen zwischen der Masse, konnten die Olympia-Rufe mitbrüllen, haben uns mit allen zusammen gefreut, neue Freunde gefunden und Fotos ohne Ende mit allen möglichen Leuten gemacht. Bis wir dann nach 90 Minuten auf die Idee gekommen sind, eine Toilette zu suchen und auf dem Rückweg neues Bier zu kaufen. Ganz schlechte Idee, die Polizei hat Wangfujing abgesperrt und keinen einzigen mehr reingelassen ! Natürlich nur zur Sicherheit wegen der ganzen Massen, die im Hintergrund deutlich zu erkennen sind.
Alex gibt dann dem amerikanischen Fernsehsender abc auch noch ein sehr china-kritisches Interview und schon dürften wir gar nicht mehr rein. Dafür sind wir im Fernsehen in den USA gelandet und ich habe es gesehen, man erkennt mich !
Es war aber auch "sehr überfüllt" auf der Wangfujing und aus "Sicherheitsgründen" könne man keine Personen mehr reinlassen zum Public Viewing ! Ist auf jeden Fall ne gute Ausrede der Polizei um Versammlungen aufzulösen und wir wurden dann gebeten, doch bitte lieber nach Hause zu gehen. Was soll das denn ? Da laufen tagsüber mehr Menschen rum und gehen shoppen und es ist voll und heute, an diesem besonderen Tag, so etwas. Wir haben es nicht verstanden und sind aber abgezogen.
Nach Hause gehen ? Nein Danke, nicht an diesem Abend, nicht in dieser Nacht. Um dann den Einlauf der Mannschaften zu sehen ging es an den ersten Platz, wo wir einen Fernseher gefunden haben. Arme Familie, die in diesem Alkohol-Zigaretten-Laden wohnt und arbeitet und in Ruhe gucken wollte. Wir haben den Laden dann belagert und erstmal in Ruhe weitergeguckt.
Erstaunlicher Weise wollten meine Freunde nachdem Sie die US-Mannschaft haben einlaufen sehen dann auch weiter. Auf Deutschland wollten sie nicht warten und dann haben wir abgestimmt und es ging weiter. Nächstes Ziel in dieser Nacht sollte dann das Vergnügungsviertel Houhai sein und hier wurde es dann richtig interessant. Wer schon einmal in Beijing war kennt auf jeden Fall Houhai ! Eine nette Gegend mit vielen Bars an den hinteren Seen in Beijing mit vielen Bars und Restaurants. Hier geht fast jede Touristengruppe bei Sight-Seeing in Beijing einmal durch und hier ist immer was los, egal welcher Wochentag ist. Wir schreiben Freitag abend, auch noch Eröffnungstag der Olympischen Spiele in Beijing und sehen Houhai...
...alles abgesperrt, Polizei, Sicherheitsdienst und Militär wo man nur hinguckt und tausende Menschen, die quasi vor der Tür stehen. Wir haben uns dazwischen gestellt und waren ein wenig enttäuscht. Ist zwar nicht unbedingt eine der besten Gegenden, aber wir dachten auf ein paar Drinks gehen wir mal hin und Fernseher gibt es hier doch überall. Dann kam eine etwas merkwürdige Aktion der Polizei, sie haben uns vier Ausländer aus der menge "gefischt", wollten unsere Pässe sehen und wir dürften durch. Wir haben uns ein bischen schlecht gefühlt, denn es wollten alle nur zum Fernseher, um die Übertragung zu sehen.
Innen war es dann leer, kaum Menschen, überall Absperrungen und Militär und eigentlich dürfte auch hier "wegen Überfüllung" keiner mehr reingelassen werden.
Sämtliche Seitengassen, die abgehen, wurden abgesperrt und die Bevölkerung wurde ausgesperrt und dürfte nicht mitgucken. Die Bars waren leer und es waren kaum Menschen hier heute abend unterwegs.
Ein paar waren dann doch noch da und die wollten Fotos haben, und so wurden weiter Fotos geschossen mit netten Chinesen, die zu den "Auserwählten" gehörten, warum auch immer, und hier Fernseh gucken dürften.
Das ist die Brücke zwischen dem Qianhai-See und dem Houhai-See. Wer hier schon war, hat ein anderes Bild im Sinn - Menschen über Menschen ! Heute abend nur Militär und deutlich weniger Menschen als sonst.
Nur authorisierte Personen hatten Zutritt - entschieden hat das Militär !
Alle von uns kannten die Gegend von vorher, an normalen Tagen und keinem von uns hat es gefallen an diesem Abend. Menschenverachtend, was man mit den Anwohner gemacht hat, Sonderbehandlung für Ausländer, die rein dürften ! Oh nein, ich kenne es aus Sichuan eigentlich genau andersrum, wo Ausländer verbannt wurden während des Tibetkonfliktes dieses Jahr. Hier wurde die eigene Bevölkerung von Feierlichkeiten ausgeschlossen, Feierlichkeiten, die nicht nur im großen und prunkvollen Olympiastadion abgehalten wurden, da wo die ganze Welt hingeguckt hat, nein, Feierlichkeiten in solchen Gegenden wie hier. Danach ging es als letzte Station an den Platz des Himmlischen Friedens. Da war uns von vornerein klar, dass es abgesperrt wurde, er wurde allerdings weiträumig abgesperrt und es gab keinen Zutritt ! Hier allerdings kein Zutritt für alle !
"One World - one Dream" - das offizielle Motto der Olympischen Spiele in Beijing. Übersetzt vom Englischen ins Chinesische und weiter ins Deutsche, kombiniert mit den Eindrücken vom heutigen Abend, bedeutet es soviel wie "Ein Land - eine totale Kontrolle" !
Aber gut, ich bin freiwillig hier, habe mir China als vorübergehende Heimat ausgesucht und habe mich anzupassen. Und dann muss ich mit solchen Eindrücken hier leben und umgehen können. Gehirnwäsche ? Nein, bei mir gibt es nichts zu waschen. ;-)
Olympische Grüße
Olaf
Hallo Olaf,
AntwortenLöschendanke!!
Es ist wieder so schon um das alles zu lesen und die bilder zu bewonderen! Wir finden es ganz schon!
schuss carla und will
Hi Olaf
AntwortenLöschenEs war sehr beeindruckend was du geschrieben hast ich freue mich es immer wieder weiter zu schicken an unsere freunden
Man, es ist zum neidisch werden!
AntwortenLöschenIch war letztes Jahr in Peking, seit dem bin ich süchtig!
Falls du lust hast, kannst paar Fotos sehen.
Viel Spaß in Peking!
Gosia
Hallo Olaf,
AntwortenLöschenwir sind begeisterte Mitreisende.
Es ist aufregend, die Kommentare und die Fotos zu sehen.
Viele Grüße aus Rudow
M. Hinkel. (Mama von Oliver)
Vielen Dank, es kommen noch mehr Berichte aus Beijing...
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