Einleitung

Liebe Leute,

wieder ist ein Jahr vergangen und ich bin noch immer in China unterwegs. Seit 2362 Tagen unterwegs, über sechs lange Jahre weg von zu Hause.

Bin leider irgendwie letztes Jahr viel zu beschäftigt gewesen ... Hotel, Gäste, Universität und Studenten, und dann noch das normale Leben, das hält mich alles auf Trab hier. Es ist ein anstrengendes Leben, aber ich hatte ein verdammt geiles Jahr 2013 hinter mir, mit einem krönenden Abschluß dank Karl und visitberlin, hatte allerdings auch ein paar Punkte, wo ich aufgeben wollte, aber mich dann doch weiter durchgekämpft habe.

Viele Grüße

Olaf

Dienstag, 9. September 2008

07.September - 17.September 2008 - German Club

Hallo Liebe Leute,

hier gleich das naechste Posting hinterher. Ich habe in den letzten Monaten während meiner Reise schon viel gesehen und auch für Geld den einen oder anderen Job gemacht. Nachdem ich jetzt die letzten Wochen bei Karl im Reisebüro gearbeitet habe, kommt jetzt wieder etwas Neues.

Karl hat Räumlichkeiten in unmittelbarer Nähe des Olympia Stadions angemietet und diese an den Deutschen Behinderten Sportbund vermietet. Hier wird der sogenannte "German Club" während der Paralympischen Spiele stattfinden. Es ist der Treffpunkt für Sportler, Funktionäre, Sponsoren, Familienangehörige der Sportler, Reporter bei täglichen Pressekonferenzen, wichtigen Leuten und Leuten, die denken das sie sind wichtig.

Vermietet wurden leere Räume an den DBS und innerhalb von wenigen Tagen mussten die Leute dann mit Inneneinrichtern einen Club samt VIP Lounge herrichten.

Ein hartes Stück Arbeit und viele viele Arbeitsstunden, aber sie haben es hinbekommen...


...und der Club konnte bei einem Sektempfang eröffnet werden.


Und jetzt kam für uns die harte Arbeit. Wir waren ein Deutsch-Chinesisches Team aus insgesamt 13 Leuten und hatten sehr viel Spaß. Jeder Tag fing mit einer Pressekonferenz nachmittags an, alle Reporter und anwesenden Sportlern mit Kaffee und Getränken versorgen und danach schnell umbauen und für die Abendveranstaltungen alles vorbereiten.




Der erste Empfang war nur ein kleiner Test, die wirkliche Probe kam am darauffolgenden Tag, als sich das Jugendlager des Deutschen Behinderten Sportbundes und unser Bundespräsident Horst Köhler angekündigt hatten. Das war ein sehr aufregender Tag, viele Leute und vor allem wichtige Leute, wo alles reibungslos laufen musste. Nachdem dann morgens das chinesische Militär angerückt ist mit der Sicherheit, wir den Club räumen mussten, damit nach möglichen Bomben gesucht werden konnte, ging es danach richtig los.




Zum Glück war das Flugzeug des Bundespräsidenten kaputt, er musste auf einen anderen Flug umgebucht werden und konnte leider nicht am Essen teilnehmen. Tja, das waren dann ungefähr 50 Personen weniger zu bedienen und etliche Teller weniger zum Abräumen.



Und so ging es dann ein paar Tage weiter, Pressekonferenz und danach Abendveranstaltungen, wie zum Beispiel ein Berliner Abend, ein Kölner Abend und Sponsorenabende der Telekom und Allianz.


Am Berliner Abend dürften wir wenigstens die guten T-Shirts tragen und ich habe den Schrank jetzt voll damit. ( Hallo Karl : Das Bild trägt nicht den Titel "Mephisto und sein Meister", ich oder besser gesagt wir, titeln es "Die Sklaven und der Herr" !!! ) Wir haben von den Berlin T-Shirts so viele verschenkt, dass ganz viele Chinesen jetzt mit diesen Shirts rumlaufen. Der Kölner Abend war aber das absolute Highlight - Kölsch bis zum Abwinken und so ging es uns allen am Ende.
Jeder Tag hatte viele viele Arbeitsstunden aber es hatte auch seine gute Seite. Das Catering kam vom Crowne Plaza Hotel, also vom 5-Sterne-Hotel und sehr gutes Essen.
Oh man, jeden Tag Sauerkraut und kaum chinesisches Essen. Die Leute vom Crowne Plaza waren so nett, dass wir jeden Abend frisch gezapftes Bier gegen Essen getauscht haben.


So hatten wir in unserer WG immer gleich Frühstück. Und diese WG war sehr lustig, ein Apartmenthotel gleich um die Ecke und wir waren insgesamt 6 Leute. Jeden Abend sassen wir noch im Wohnzimmer, haben eine Flasche Wein oder Bier getrunken und gequatscht und gelacht. Mittags saßen wir dann alle wieder da, sind übers Catering hergefallen und haben uns so langsam fertig gemacht für die Arbeit. Was für ein Leben ? Echt anstrengend, aber sehr lustig, viele Leute kennengelernt, ein wenig Geld verdient und der Blick aus dem Wohnzimmerfenster war der absolute Wahnsinn.
Immer war es hell, weil einer draußen das Licht angelassen hat.


Viele Grüße aus Beijing
Olaf

06.September 2008 - Beijing Paralympics 2008, Eröffnungsfeier im Olympiastadion

Hallo Liebe Leute,

hier mal wieder ein Bericht und dazu traumhafte Bilder aus dem Olympia-Stadion in Beijing. Die Olympischen Spiele sind vorbei und am Samstag war es dann endlich soweit - das Feuer brennt wieder und im National Stadium wurden die Paralympischen Spiele 2008 eröffnet.

Seit Tagen haben so viele unserer Gäste und alle möglich Leute uns nach Karten gefragt und wir konnten immer nur absagen. Samstag kam dann ein VIP, wo Christine und ich uns um den Check In und die erste Betreuung gekümmert haben und der Herr war der Erste, der gesagt hat er hat seine Karten und braucht sie nicht. Wir hatten natürlich Zeit an diesem Abend und haben uns nicht zweimal fragen lassen.

Endlich wieder ins Olympia-Stadion von Beijing und diesmal sogar zu einer Eröffnungsfeier, unglaublich. Eigentlich wollte ich mich ja mal vors Stadion setzen um das Feuerwerk zu sehen, aber das kann ich ja zur Abschlussfeier der Paralympics noch machen.


In Beijing und vor allem rund ums Stadion rum herrschte bereits seit Tagen wieder allerhöchste Alarmstufe und am Abend der Eröffnung hat das Militär, was zahlreich vertreten war, wieder ihre Gardeuniformen an. Davon lasse ich mich aber nicht abschrecken und es geht jetzt ins Stadion rein und ihr könnt ein paar traumhafte Bilder sehen.


Ausverkauftes Haus an diesem Abend und eine unglaubliche Athmosphäre hier, sehr beeindruckend und wunderschön hier. Es ist doch gleich ein ganz anderes Feeling als bei meinem Besuch zuvor bei der Leichtathletik während der Olympischen Spiele.

Wie immer, alles eine Nummer größer hier in China als in dem Rest der Welt. Bei uns im Fernsehen sind es ja nur 4 Teletubbies aber auf dem oberen Bild erkennt ihr, es sind unendlich viele hier in China. Chinesische Teletubbies in 5 verschiedenen Farben, die hier ihre Show abgezogen haben.


Das offizielle Logo der Paralympischen Spiele 2008, dargestellt von mehreren Personen mit Fackeln. Und dann ging er los, der Einmarsch der Nationen.


Da es wieder nach der Anzahl der Silben in der chinesischen Schreibweise ging, kam Deutschland sehr sehr spät ins Stadion, aber sie kamen.


Wir saßen im Block mit ganz vielen Deutschen und daher war die Stimmung hier sehr gut und es wurden chinesische und deutsche Fahnen geschwenkt.



Danach kam aber dann doch das, auf was ich gewartet habe. Es fehlte mir bei meinem letzten Besuch im Olympia-Stadion zur Leichtathletik - chinesische Beteiligung ! Jetzt war es dann soweit, nicht nur chinesische Beteiligung sondern der Einlauf der chinesischen Nationalmannschaft bei der Eröffnungsfeier im eigenen Land. Ein unglaubliches Gefühl, als die Massen angefangen haben zu jubeln und die Schlachtrufe "Vorwärts China" gerufen wurden.



Als dann alle Nationen durch waren begann der zweite Teil der groß angelegten Show.




Die Stimmung war sehr gut und es war ein unglaubliches Gefuehl, in diesem riesigen Stadion bei einer solchen Veranstaltung dabei zu sein.




Da es sich um die Eroeffnungsfeier fuer die Paralympics handelt, hatten fast alle Darsteller eine Behinderung. Diese 320 Frauen in ihren weissen Kleidern waren alle taub...


...und der Klavierspieler, der "Vier Jahreszeiten" gespielt hat war sehbehindert.

Und dann war es auch wieder Zeit fuer die Teletubbies. Echt abgefahren, bis ich nach der Feier gesehen habe, das es alles Kinder waren.




Alles in allem eine sehr abgefahrene Show an diesem Abend im Olympia Stadion von Beijing, aber das abgefahrenste sind die grossen Videoleinwaende, die sich einmal ums ganze Stadion ziehen. Nicht so cool wie die Coca Cola Welt, aber fuer ein Stadion echt gut gemacht.





Sehr viele schoene Fotos an diesem Abend, viele Eindruecke gesammelt bei unglaublicher Stimmung, allerdings gibt es kein Foto, wo ich mit draufbin, daher beende ich diesen Artikel mal ohne Foto. Jetzt heisst es fuer mich in Beijing bleiben, ich wohne mittlerweile in der Stadt im Hotel in Stadionnaehe und werde im "German Club", also dem Deutschen Haus, waehrend der Paralympics arbeiten.
Viele Gruesse
Olaf

Dienstag, 2. September 2008

2.September 2008 - Badaling, Olaf zum 5.Mal auf der Grossen Mauer

Hallo Liebe Leute,

noch gleich ein Posting hinterher wenn ich hier schon am Schreiben bin. Am Sonntag ist es soweit, die Paralympischen Spiele Beijing 2008 werden eröffnet und es reisen hier schon die Mannschaften und Gruppen an. Überall in der Stadt wurden quasi über Nacht die Flaggen ausgetauscht und es hängen jetzt überall die mit dem paralympischen Logo jetzt. An allen Restaurants sind Rampen für Rollstuhlfahrer angebracht, die öffentlichen Toiletten sind auch behindertenfreundlich und so etwas in China, in dem Land, wo wenn ein Behinderter über die Straße läuft nicht gebremst wird sondern eher gehupt wird.

Ich dürfte gestern eine Gruppe begleiten und es hieß für mich zum 5.Mal auf die Große Mauer rauf ! Anlässlich meines "Jubiläums" auf der Mauer hatte ich sogar die ARD dabei, die gleich eine Dokumentation gedreht haben. Mich haben sie gar nicht interviewt oder gefilmt sondern eher den Rest der Gruppe.

Mit zwei Reisebussen ging es nach Badaling, ca. 70km Nordwestlich von Beijing, zur Großen Mauer. Von dort aus kommt man mit einer Seilbahn in kleinen gemütlichen Gondeln rauf auf die Mauer. Eigentlich eine ganz einfache Sache - für Leute die keine körperliche Behinderung haben. Die Gruppe, die ich an diesem Tag begleitet habe ist wegen der Paralympics hier in Beijing angereist und hatte insgesamt 20 Rollstuhlfahrer. Keine einfache Sache fuer alle Beteiligten, aber alle haben ihr bestes gegeben, die komplette Seilbahn wurde mehrmals angehalten, um die Rollstuehle einzuladen und auch oben wieder in Ruhe auszuladen. Saemtliche chinesischen Mitarbeiter haben sich hier groesste Muehe gegeben und nach einer etwas laengeren Wartezeit waren alle auf der Mauer.


Es handelte sich dabei um die deutsche Nationalmannschaften der Herren und Frauen im Rollstuhlbasketball, Leistungssportler, die also etwas haerter im Nehmen sind als "normale Rollstuhlfahrer".

Oben angekommen bot sich allen ein wunderbarer Blick auf die Grosse Mauer. Wir hatten an diesem Tag wirklich Glueck und strahlend blauen Himmel, ein traumafter Tag um die Mauer zu sehen.

Wer meinen Blog von Anfang an gelesen hat kennt die Bilder von meiner letzten Mauer-Tour im November vergangenen Jahres. Dort hatte ich mit meiner australisch-schwedisch-brasilianischen Gruppe die Wanderung von Jinshanling nach Simatai gemacht. Auf dieser Tour konnte man die Mauer aufgrund des langen Marsches in Ruhe geniessen und einfach mal alleine auf einem Wachturm sitzen.


Jetzt bin ich in Badaling auf der Mauer und bei diesem Ort handelt es sich tatsaechlich um einen der am meisten besichtigten Touristenspots auf der Welt ! Mit anderen Worten, es war ein wenig leer heute hier, kaum Leute ! Trotzdem gucke ich dann lieber wieder in die andere Richung und mache meine Fotos dort.

Und ich kann nur wirklich sagen, dass es sich um ein sehr faszinierendes Bauwerk handelt. Unglaublich was hier damals errichtet wurde. Nach 5 Mauerbesuchen, davon zweimal der Wanderung ueber die Mauer habe ich eigentlich nur noch 2 Wuensche ! Irgendjemand in Beijing organisiert wohl Touren, wo man an der Mauer zeltet und abends eine Party feiert und ich moechte die Mauer einmal mit Schnee sehen. Da ich eine Frotsbeule bin, werde ich es also nicht in einer Tour machen.

Tja, was soll ich sagen, das war es dann auch schon und mein Ausflug auf der Mauer war zu Ende. Ich hatte an diesem Tag zwar "Jubilaeum" auf der Mauer, allerdings standen andere Menschen im Mittelpunkt der ARD-Kameras - und das berechtigt. Der Besuchspunkt Badaling ist nicht wirklich behindertenfreundlich, aber viele haben sich nicht aufhalten lassen und sind auf die Mauer rauf nach dem Motto "Wenn schon, denn schon". Ich habe Respekt, als ich gesehen habe, was die Maenner und Frauen hier heute gezeigt haben.

Die Sonne wird noch kurz genossen bevor es dann wieder mit der Seilbahn nach unten ging. Eigentlich sollte es jetzt zum Essen weitergehen, allerdings kam die Maennermannschaft nicht um dieses Kamel herum.


Nationaltrainer Frits Wiegmann guckt noch ein wenig skeptisch,

aber nachdem die lokalen Mitarbeiter ueberredet wurden sass Nationalspieler Mimoun Quali schon auf dem Kamel oben drauf.

Und so geht ein nicht ganz gewoehnlicher Tag fuer alle Beteiligten zu Ende und ich wuensche beiden Nationalmannschaften alles Gute fuer die Paralympischen Spiele 2008 !


Viele Gruesse von der Mauer


Olaf