endlich ist es soweit, ich feier heute so richtig und lass es krachen. Wir
schreiben den 23.Oktober 2012, auf den Tag genau bin ich 5 Jahre unterwegs,
ziehe durch die Gegend und genieße mein freies und unabhängiges Leben in der
Ferne, weit weg von zu Hause. Ich bin stolz auf mich selbst, hätte nicht
gedacht, daß ich es so lange schaffe, aber ich habe es hinbekommen, in einem
fernen Land, weit weg von Familie und meinen besten Freunden, leben in einer
fremden Kultur, umzingelt von Menschen, die nicht nur eine andere Sprache
sprechen, sondern eine ganz andere Mentalität haben, in einem Land, wo ich
nicht nur wegen meiner Größe auffalle, sondern auch wegen meiner Hautfarbe.
Ich führe ein echt interessantes und zur Zeit voll erfülltes Leben, habe in
den letzten Jahren nicht nur viel erlebt und verdammt viele Menschen
kennengelernt, sondern auch viel fürs Leben und meine persönliche Entwicklung gelernt.
Das “Überleben” in der Fremde, und zwar alleine und als Einzelkämpfer! Man, ihr
könnt euch nicht vorstellen, es ist irgendwie das Gegenteil von Deutschland,
einfache Dinge sind hier manchmal verdammt schwierig, schwierige Dinge wiederum sind hier ganz einfach; zum Beispiel einen Job zu finden ist das Einfachste
hier, problemlos kann man als Lehrer jobben, kriegt ein Visa und eine Wohnung
und obendrauf noch Geld jeden Monat, findet auch noch Nebenjobs, weil zur Zeit eine
unheimlich starke Nachfrage vorhanden ist. Leichte Dinge sind manchmal
verdammt schwierig.
Aber laßt uns schnell vorne anfangen, was hat mich nach China getrieben,
warum sitze ich nicht in einer schönen Wohnung in Deutschland und passe mich
einem guten System an? So viele Fragen und noch viel mehr…Fakt ist auf jeden Fall, das ich jetzt hier bin, aber wie bin ich
eigentlich hierher gekommen und warum eigentlich?
Reiselustig war ich ja schon immer irgendwie, aber so richtig als
Backpacker ging es erst los, als ich damals bei China Travel Service angefangen
hatte und mich irgendwann vor vielen Jahren auf einem Flieger von Amsterdam
nach Bangkok befand, dort gemütlich über die Inseln gehüpft bin und so viele
Leute getroffen habe, die zum Teil lange unterwegs waren, und fast alle mit dem
gleichen Ziel: Australien. “Das must du auch machen, irgendwann in deinem Leben!”, sagte ich mir
damals, und schon hatte ich meinen Traum und ein neues Ziel im Leben.
Heinrich Kriwet öffnete mir mit China eine ganz neue Tür, eine sehr
interessante und neue Welt für mich, in meinem Leben und es folgten mehrere Rucksacktouren
durch die Volksrepublik. Hätte ich ihn nicht getroffen, dann wäre ich jetzt
nicht an dieser Stelle und würde diesen Blog schreiben, aber ich bin hier. Mein
Traum auf diesen Trip zu gehen und die weite Welt zu sehen wuchsen immer stärker,
gleichzeitig stieg die Abenteuerlust, und auch der Drang, einfach wegzurennen
vorm normalen Leben, und so entschloss ich mich im Sommer 2007 endgültig meine
Sachen zu packen und loszumachen, Ziel Australien, Timelimit nicht vorhanden,
so lange unterwegs sein, wie das Geld reicht.
Vor 5 Jahren sollte es dann endlich losgehen, Tickets, Reisegepaeck und
Visa für Russland, die Mongolei und China in der Tasche, kleiner Anschlusstrip
auf die Philippinen, alles gut geplant, Gepäck und Geld waren schon auf
unterschiedlichen Stationen in China verteilt. Der erste geplante Abschnitt
sollte drei Monate dauern und Mitte Januar in Manila, Hauptstadt der
Philippinen enden.
Am 23.Oktober, auf den Tag genau vor 5 Jahren, war es dann endlich so weit, ich saß im Flieger und
das Abenteuer meines Lebens sollte beginnen.
In fing in Moskau an, einer der kulturell schönsten Hauptstädte der Welt,
allerdings auch verdammt teuer und sehr fremd. Ich bewegte mich auf absolutem
Neuland, in einem Land, wo Korruption noch auf der Tagesordnung steht (
eigentlich wie in China ), und aus Geschichten und Erzählungen weiß man ja, was
die Polizei dort macht, aber ich hatte Glück. Alles in allem war e seine gute
Stadt, sehr aufregend, und sehr schön, vor allem das McDonalds in der Nähe des
Roten Platzes. Ich kämpfte mich ein paar Tage durch die Stadt, typisches
Sightseeing halt, holte mein Bahnticket ab und dann ging es auch schon zum
Bahnhof, ein Trip, den ich nicht vergessen werde. 100 Stunden Zug, 5 Nächte mit
meinen neuen Freunden Rishart und Marlen aus der Ukraine. Gott, haben die
gesoffen unterwegs, Gott, habe ich nach 5 Tagen gestunken.
Nach dem verdammt
langen Zugtrip und einem der aufregendsten Grenzübertritte in meinem Leben,
hiess mein nächstes Ziel Ulan Bator, kurz UB, Hauptstadt der Mongolei. Echt
abgefahren, hatte ich mir nicht so vorgestellt, supergeile Stadt und die
Landschaft, vor allem in den Nationalparks, ist echt abgefahren. Leider war ich
zu kurz dort, und es war viel zu kalt, aber die Gegend ist ein Traum, und der
schönste Sternenhimmel, den man sich vorstellen kann, die gesamte Milchstraße
am Himmel.
Ab dort ging die Reise dann auch in der Gruppe weiter, ein internationales
Team aus Brasilien, Schweden, Australien und Deutschland. Mit dem Zug nach
einer durchzechten Nacht ging es nach Beijing ( zum Frühstück gab es Brot, Bier
und Kaviar ), dort ein Trip durch sie Stadt und auf die Mauer und über Xian
ging es nach Chengdu.
Hier hieß es erstmal in Ruhe bleiben, ne Runde chillen
und einfach nur die Stadt auf sich wirken lassen und das leckere Essen
geniessen. Hier war ich vorher schon und hier wohnt die Familie von JiaJia aus
München. Kurz vor Weihnachten habe ich dann all meine Wintersachen
liegengelassen, bei Freunden untergestellt und mit Sommerklamotten und
Badesachen im Gepäck ging es nach Sanya.
Mein erstes Weihnachten am Strand, und
auch das erste, von mittlerweile fünf Festen in China.
Über Hong Kong ging es am zweiten Weihnachtstag nach Cebu, meinem nächsten
Ziel auf den Philippinen, wieder Neuland fuer mich und ich war positive überrascht,
sehr interessante Menschen dort, freundlich und aufgeschlossen, und vor allem
sprachen alle fließend Englisch, was das Rumreisen, im Gegensatz zu China, sehr
viel bequemer macht. Nach ein paar Inseln ging es nach Manila und via Guangzhou
zurück nach Chengdu, und ab diesem Moment hatte ich frei. Es war fast Ende
Januar und ich hatte meinem Freund Karl versprochen, im Juli in Beijing zu
sein. Es hieß also für mich irgendwie ein halbes Jahr totzuschlagen.
Die ersten Monate in Chengdu waren die Härtesten, nur ein oder zwei Tage
die Woche arbeiten und an allen anderen Tagen feiern bis zum Umfallen. War echt
gut, wochen- oder besser gesagt monatelang im gleichen Hostel wohnen und Leute
ohne Ende kennenlernen, einer von den vielen war Udo Orgas, ein Deutscher, ein
sehr gemütlicher Biertrinker, der mit dem Fahrrad seit Jahren in China und der
Weltgeschichte unterwegs ist.
Ein anderer war Ian aus Australien, den ich
nochmals getroffen habe und immer noch in Kontakt bin. In dieser Zeit habe ich
auch meine ersten Erfahrungen auf dem Gebiet des Lehrens gemacht,
Privatstudenten am Wochenende und ein Tag die Woche Mittelschule. Ein sehr gemütliches
Leben, was nur durch das Ereignis am 12.Mai 2008, als die Erde bebte und beim
Grossen Sichuan-Beben mehr als 80000 Menschen starben und ich mich kurzfristig
in einem Katatrophengebiet befand.
Nach einem kurzen Abstecher nach Deutschlad und Polen, wo ich auf der
Hochzeit von Sabina und Amadeus tanzen und feiern konnte ging es von Chengdu über
Lanzhou in die Innere Mongolei. Das war für mich, wie in eine andere Welt zu
reisen, ganz andere Menschen als in Chengdu, eine andere Kultur und auch die
Architektur wechselte, obwohl ich noch in China war. Wie auch immer auf diesem
Trip, fand ich hier eine Möglichkeit zu unterrichten und Zeit mit Kids zu
verbringen, Erfahrungen zu sammeln und denen was sinnvolles beizubringen. Per
Anhalter ging es mitten in der Nacht bis nach Beijing, wo ein neues Abenteuer
starten sollte.
In wenigen Minuten folgt der zweite Teil des Artikels....