Liebe Leute,
es war wieder einer dieser eigentlich so schönen Herbstsonntage und in vielen Metropolen spielte sich das Gleiche ab. Brennende Flaggen, Plakate mit Hassparolen, hier und dort flogen auch Steine und Flaschen gegen Geschäfte, und vereinzelt gingen Scheiben zu Bruch. Ein wütender Mob, überwiegend junge Menschen, voll mit Hass erfüllt, auf der Straße.
Nein, wir waren nicht in Ländern des Mittleren Ostens oder anderen muslimisch geprägten Ländern, es handelte sich um Bilder aus chinesischen Großstädten und es waren keine amerikanischen Flaggen, die brannten, sondern Japanische. Der Hass und die Wut in den Menschen ist enorm und wird immer größer.
An diesem, wie auch den vorausgegangenen Sonntagen war vorlesungsfrei, und tausende Studenten wurden mobilisiert und waren auf den Beinen, und das Ganze in einem Land, in dem größere Menschenansammlungen, öffentliche Veranstaltungen und Demonstrationen staatlich stark kontrolliert und eigentlich nur in Ausnahmefällen genehmigt werden. In diesen Tagen machte die Regierung eine Ausnahme, denn seit langem sind das Volk und die Regierung einer Meinung und verfolgen das gleiche Ziel. Es geht gegen Japan! "Tod allen Japanern!", oder "Boykottiert alle japanischen Produkte!" lauten die Parolen auf den Transparenten.
Alles ausgelöst und hochgepusht durch eine kleine Inselgruppe im Südchinesischen Meer, die zur Zeit von beiden Nationen beansprucht wird. Wem sie wirklich zusteht, wie denn nun der genaue Verlauf der Geschichte war, das sollen die beiden unter sich ausmachen, auf politischer Ebene.
Was in chinesischen Millionenmetropolen, vor allem Sonntags, passiert kann für ausländische Beobachter schockierend und beängstigend sein. Fakt ist nämlich, das der Mob sowohl geduldet als auch politisch gesteuert wird. Junge Menschen werden aufgehetzt während ihrer unzähligen Meetings, wo sie mit Hassparolen quasi warmgemacht und vorbereitet werden, und dann auf die Straße gehen. Welches genaue Ziel sie dabei haben ist eigentlich völlig unklar. Auf Fragen, wie zum Beispiel "Warum geht ihr auf die Straße?" oder "Was soll die japanische Regierung eurer Meinung nach machen?" wird in der Regel mit den gleichen Wörtern geantwortet: "Wir hassen die Japaner, die Insel gehört uns!"
Mit der etwas älteren Generation kann man wenigstens vernünftig und sachlich über dieses Thema reden, die junge Generation hingegen ist so stark gesteuert und festgefahren mit ihrer negativen Meinung, dass es schwieriger wird. Manchmal glaube ich, sie wissen gar nicht so wirklich, um was es wirklich geht. Sie hassen die Japaner, boykottieren Geschäfte und Produkte ( was die japanische Wirtschaft deutlich zu spüren bekommt ), aber nach der Demo gehen sie nach Hause, zocken Playstation und PSP, oder surfen im Internet, auch wenn es auf einem Vaio Comnputer ist.
Erinnert mich ein wenig an Mitte der 90er in Alt-Rudow, als die Nazis von der Rudower Spinne zur Höhe gezogen sind, einen Arm zum Hitlergruß und in der anderen Hand den Döner.
Betrachtet und analysiert man die Sache von einem anderen Standpunkt aus, dann ist die Sache, meiner Meinung nach, ein gefundenes Fressen für die Regierung, denn die Bevölkerung unterstützt sie diesmal. Alltägliche Probleme wie Inflation, so stark steigende Preise vor allem im Lebensmittelbereich, Benzinpreise, Immobilienpreise, usw., sind zur Zeit alle vergessen, so wie auch innenpolitische Probleme, die damit verbundenen Skandale der letzte Wochen, das große Beben in der KPCh ausgelöst durch den Chongqing-Zwischenfall....all diese Dinge sind vergessen bei der Bevölkerung, eine gute Ablenkung.
Ich bin gespannt, wie dieses Säbelrasseln weitergeht....
Liebe Grüße
Olaf
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