Einleitung

Liebe Leute,

wieder ist ein Jahr vergangen und ich bin noch immer in China unterwegs. Seit 2362 Tagen unterwegs, über sechs lange Jahre weg von zu Hause.

Bin leider irgendwie letztes Jahr viel zu beschäftigt gewesen ... Hotel, Gäste, Universität und Studenten, und dann noch das normale Leben, das hält mich alles auf Trab hier. Es ist ein anstrengendes Leben, aber ich hatte ein verdammt geiles Jahr 2013 hinter mir, mit einem krönenden Abschluß dank Karl und visitberlin, hatte allerdings auch ein paar Punkte, wo ich aufgeben wollte, aber mich dann doch weiter durchgekämpft habe.

Viele Grüße

Olaf

Mittwoch, 24. Oktober 2012

5 Jahre “olafontour” – Wer hätte das gedacht? (Teil 2)

Hallo Liebe Leute,

und schon geht es weiter...


In Beijing war ich ja schon mehrmals, kannte mich aus, und mochte die Stadt eigentlich gar nicht – zu viele Menschen und viel zu viel Luftverschmutzung. Ich hatte es aber meinem Freund Karl versprochen, und wollte gleichzeitig die Chance nutzen, etwas von den Olympischen Spielen 2008 zu sehen. Ausserdem hatte ich nur noch 50 Euro in der Tasche, und damit kommt man selbst in China nicht weit. 






Was ich nicht wusste, und was mir erst im Laufe der darauffolgenden Wochen klar wurde ist, dass Beijing und die Zeit mit Karl dort, das gemeinsame Arbeiten und Feiern, die beste Zeit war, die ich in China bisher gehabt habe. Vielen Dank Karl für Alles!!!
Danke auch an Klaus, war nen netter Nachmittag    ;-)


Es fing mit Büroarbeiten an, gut durchorganisiert mit deutscher Beteiligung, danach Kellner- und Servicearbeiten im Deutschen Haus während der Paralympics und dann war da noch ein Job als Kellner und Restaurantmanager im deutschen Restaurant von Lin und Wens Mutter im Anschluss, zwischendurch ein geiles Motorrad ( was ich heute noch wirklich vermisse ), Steaks, Bier, Bars, usw. Alles was man braucht, um viel, verdammt viel Spass zu haben sage ich euch. Jede schöne Zeit hat mal ein Ende, leider auch die Zeit in Beijing. Es war Ende 2008 und ich hatte die Schnauze gestrichen voll, voll von Beijing und irgendwie zu diesem Zeitpunkt auch von China. Ich entschloss mich meine Sachen zu packen und zu gehen, ab nach Südostasien, erste Station Bangkok. Allerdings musste ich erst nach Chengdu, Kleidung wechseln und Reiseutensilien austauschen. Zur gleichen Zeit gingen in Bangkok die Aufstände los und mein Flug wurde gestrichen. Vielleicht war das ja Schicksal, ich weiss es nicht.

Auf jeden Fall half mir mein Freund Shao Fan erstmal wieder mit einer Visa-Verlängerung, so dass ich mehr Zeit hatte, um kurz in Chengdu zu bleiben, bis ich einen neuen Plan hatte. Wollte ja nicht lange bleiben, aber es sind tatsächlich 2.5 Jahre geworden. AITH, das Australian Institute of Tourism and Hospitality, ist an mich herangetreten, hat mich gebeten ein halbes Jahr einzuspringen und an der Universität zu unterrichten.  Dort begann die supergeile Zeit mit den Australiern und die können saufen, schlimmer als die Russen und Ukrainer sage ich euch. Das ganze Leben dort war etwas ganz Neues für mich, jeden Tag zum Unterricht, 30 Kids, viel Verantwortung, jedes Wochenende frei, nette Wohnung und obendrauf gutes Geld.

Das halbe Jahr verging wie im Flug und mir wurde im Anschluss ein neuer Jahresvertrag angeboten, und ein Jahr später sogar noch ein weitere Vertrag. Dazu kamen nette Titel wie Head of English und Year 1 English Coordinator China. Ehrlich gesagt voll für den Arsch, aber sehr gut im Lebenslauf. Ich habe viele andere Jobs gemacht, zum Beispiel Office- und Marketing-Jobs für Tom Soper, einen Kanadier. Irgendwann bin ich auch noch in eine eigene Bude gezogen und das Leben wurde immer interessanter, endlich war ich irgendwo so richtig angekommen im. eigenen Leben. 

Dann kam mit dem kleinen Eugene noch Verstärkung aus Australien und die Zeit wurde so richtig geil – Jason, Eugene und ich. Etliche Partys, Abendessen, Grillpartys auf dem Balkon, der Hammer. Im Sommer hat sich dann das Trio leider aufgelöst, AITH gab es auf einmal auch nicht mehr und alle von uns haben neue Wege im Leben eingeschlagen.


Für mich ging es nach Jiangsu, neue Uni, neue Kids, neue Stadt – ein neues Leben. Oder im Klartext und das alles in einem Wort zusammengefaßt: Scheiße! Nichts war, wie es vorher war, alles nicht das Gelbe vom Ei. Ein paar Nebenjobs hier und da, und irgendwann lief mir Dr J von Greenhill ueber den Weg und ich begann auch dort zu unterrichten, aber auch mein gesammeltes Wissen über Fachenglisch im Hotel und das Hotelwesen im Allgemeinen zusammenzufassen, um Unterrichtsmaterial bzw. ein Hotelprogramm zu entwickeln. Beim Surfen durchs Netz bin ich durch Zufall auf eine Stellenanzeige gestoßen, habe telefoniert, mich beworben, mich mit den Leuten zusammengesetzt und jetzt bin ich hier. Das konntet ihr ja in den letzten Berichten ausführlich lesen. Und da bin ich jetzt, Hotel und Uni, ein nettes, wenn auch manchmal anstrengendes Doppelleben, wo ich aber jeden Tag Leute kennenlerne und beschäftigt bin.

Ja, das waren sie, das waren die letzten 5 Jahre von olafontour mal mit ein paar Worten und Absätzen zusammengefasst, einmal alles Revue passieren lassen. Ich habe sicherlich das ein oder andere vergessen, tut mir leid, aber ich habe verdammt viel erlebt, so viele Eindrücke und Erinnerungen sind in meinem Kopf, Dinge und Lebenserfahrungen, die mir keiner mehr nehmen kann. Wie ihr hier jetzt lesen konntet ist das mein Leben, ein Leben mit Höhen und Tiefen, zum Glück bisher mit mehr Höhen.

Eine Sache, oder besser gesagt zwei Personen muss ich hier unbedingt noch erwähnen: Ed und den Gotchaman, der Besuch mit den vielen Geschenken aus der alten Heimat, der 2010 in Chengdu aufgeschlagen war. Jungs, so viele haben versprochen mal vorbeizukommen, ihr habt es wirklich gemacht. Es war eine coole Zeit, und eine sehr gute Erinnerung.


Was vermisse ich? Diese Frage wird mir immer wieder gestellt, vor allem da ich schon so lange unterwegs bin und weg von zu Hause durch die Gegend ziehe. Na klar, Freund und Familie ist die richtige Antwort. Wofür ich allerdings töten könnte, was ich so richtig vermisse ist es, nach Hause zu kommen, ne Tiefkühlpizza in den Ofen zu schieben, mich damit vor den Fernseher zu hängen und Nachrichten zu gucken, dazu ein Stueck Käse und ein Bifi. Oh, so lecker, mir läuft das Wasser im Mund zusammen, wenn ich nur dran denke. Manchmal sehne ich mich danach, einfach nur mal über die Straße zu spazieren, nen Bus zu nehmen,  irgendwo was zu essen, ohne dabei von der Seite angequatscht zu werden, einfach mal anonym sein und untertauchen, nicht immer dieses „Ausländer“ hören. Dafür muss ich wohl nach Shanghai und da werde ich mich am 11.Dezember hinbewegen, um mich mit Karl zu treffen.

Und die letzte Frage: Wie geht es weiter, was mache ich noch so? Mein Leben spielt sich zur Zeit hier ab, ich bin glücklich mit dem was ich habe und mache. An der Uni läuft es, macht echt Spass, nur viel zu viele Studenten, kann mir leider nicht alle Namen merken. Die Hotelbranche im Gegensatz ist etwas ganz Neues für mich, ich kann lernen und lehren hier, und es macht sich in der Zukunft sehr gut in meinem Lebenslauf, damit kann ich eher was anfangen, als mit meinen Lehrerjobs in China. Außerdem ist es wie Urlaub dort, gehe dort nicht wegen des Geldes arbeiten, sondern einfach nur wegen der Erfahrung und der Stimmung, was die Sache für mich viel einfacher macht, als für die anderen Kollegen.

Wann man mich wieder in Deutschland sieht, kann ich nicht sagen, mein Vertrag im Hotel läuft noch bis Sommer 2014…und dann ist meiner Meinung nach Fussball-WM in Brasilien, da kenne ich noch jemanden, der mich mal zum BBQ eingeladen hat. Mal gucken, aber andererseits soll man ja nicht so viel planen, den Pläne können sich ändern, also einfach nur gucken, was das Leben bringt und wo es mich hinverschlägt in den nächsten Monaten oder Jahren. Olaf bleibt weiter “on Tour” und ihr solltet hier fleissig weiterlesen, damit ihr immer auf dem Laufenden bleibt. Die Schreibweise des Blogs wird sich ein wenig ändern, das habe ich mir vorgenommen. Es muss wieder regelmäßig verfasst werden und ein paar andere Themen als nur Reisen werden folgen.


Olaf

Dienstag, 23. Oktober 2012

5 Jahre “olafontour” – Wer hätte das gedacht? (Teil 1)


Hallo Liebe Leute,

endlich ist es soweit, ich feier heute so richtig und lass es krachen. Wir schreiben den 23.Oktober 2012, auf den Tag genau bin ich 5 Jahre unterwegs, ziehe durch die Gegend und genieße mein freies und unabhängiges Leben in der Ferne, weit weg von zu Hause. Ich bin stolz auf mich selbst, hätte nicht gedacht, daß ich es so lange schaffe, aber ich habe es hinbekommen, in einem fernen Land, weit weg von Familie und meinen besten Freunden, leben in einer fremden Kultur, umzingelt von Menschen, die nicht nur eine andere Sprache sprechen, sondern eine ganz andere Mentalität haben, in einem Land, wo ich nicht nur wegen meiner Größe auffalle, sondern auch wegen meiner Hautfarbe.

Ich führe ein echt interessantes und zur Zeit voll erfülltes Leben, habe in den letzten Jahren nicht nur viel erlebt und verdammt viele Menschen kennengelernt, sondern auch viel fürs Leben und meine persönliche Entwicklung gelernt. Das “Überleben” in der Fremde, und zwar alleine und als Einzelkämpfer! Man, ihr könnt euch nicht vorstellen, es ist irgendwie das Gegenteil von Deutschland, einfache Dinge sind hier manchmal verdammt schwierig, schwierige Dinge wiederum sind hier ganz einfach; zum Beispiel einen Job zu finden ist das Einfachste hier, problemlos kann man als Lehrer jobben, kriegt ein Visa und eine Wohnung und obendrauf noch Geld jeden Monat, findet auch noch Nebenjobs, weil zur Zeit eine unheimlich starke Nachfrage vorhanden ist. Leichte Dinge sind manchmal verdammt schwierig.

Aber laßt uns schnell vorne anfangen, was hat mich nach China getrieben, warum sitze ich nicht in einer schönen Wohnung in Deutschland und passe mich einem guten System an? So viele Fragen und noch viel mehr…Fakt ist auf jeden Fall, das ich jetzt hier bin, aber wie bin ich eigentlich hierher gekommen und warum eigentlich?

Reiselustig war ich ja schon immer irgendwie, aber so richtig als Backpacker ging es erst los, als ich damals bei China Travel Service angefangen hatte und mich irgendwann vor vielen Jahren auf einem Flieger von Amsterdam nach Bangkok befand, dort gemütlich über die Inseln gehüpft bin und so viele Leute getroffen habe, die zum Teil lange unterwegs waren, und fast alle mit dem gleichen Ziel: Australien. “Das must du auch machen, irgendwann in deinem Leben!”, sagte ich mir damals, und schon hatte ich meinen Traum und ein neues Ziel im Leben.

Heinrich Kriwet öffnete mir mit China eine ganz neue Tür, eine sehr interessante und neue Welt für mich, in meinem Leben und es folgten mehrere Rucksacktouren durch die Volksrepublik. Hätte ich ihn nicht getroffen, dann wäre ich jetzt nicht an dieser Stelle und würde diesen Blog schreiben, aber ich bin hier. Mein Traum auf diesen Trip zu gehen und die weite Welt zu sehen wuchsen immer stärker, gleichzeitig stieg die Abenteuerlust, und auch der Drang, einfach wegzurennen vorm normalen Leben, und so entschloss ich mich im Sommer 2007 endgültig meine Sachen zu packen und loszumachen, Ziel Australien, Timelimit nicht vorhanden, so lange unterwegs sein, wie das Geld reicht.

Vor 5 Jahren sollte es dann endlich losgehen, Tickets, Reisegepaeck und Visa für Russland, die Mongolei und China in der Tasche, kleiner Anschlusstrip auf die Philippinen, alles gut geplant, Gepäck und Geld waren schon auf unterschiedlichen Stationen in China verteilt. Der erste geplante Abschnitt sollte drei Monate dauern und Mitte Januar in Manila, Hauptstadt der Philippinen enden. 

Am 23.Oktober, auf den Tag genau vor 5 Jahren, war es dann endlich so weit, ich saß im Flieger und das Abenteuer meines Lebens sollte beginnen.

In fing in Moskau an, einer der kulturell schönsten Hauptstädte der Welt, allerdings auch verdammt teuer und sehr fremd. Ich bewegte mich auf absolutem Neuland, in einem Land, wo Korruption noch auf der Tagesordnung steht ( eigentlich wie in China ), und aus Geschichten und Erzählungen weiß man ja, was die Polizei dort macht, aber ich hatte Glück. Alles in allem war e seine gute Stadt, sehr aufregend, und sehr schön, vor allem das McDonalds in der Nähe des Roten Platzes. Ich kämpfte mich ein paar Tage durch die Stadt, typisches Sightseeing halt, holte mein Bahnticket ab und dann ging es auch schon zum Bahnhof, ein Trip, den ich nicht vergessen werde. 100 Stunden Zug, 5 Nächte mit meinen neuen Freunden Rishart und Marlen aus der Ukraine. Gott, haben die gesoffen unterwegs, Gott, habe ich nach 5 Tagen gestunken. 


Nach dem verdammt langen Zugtrip und einem der aufregendsten Grenzübertritte in meinem Leben, hiess mein nächstes Ziel Ulan Bator, kurz UB, Hauptstadt der Mongolei. Echt abgefahren, hatte ich mir nicht so vorgestellt, supergeile Stadt und die Landschaft, vor allem in den Nationalparks, ist echt abgefahren. Leider war ich zu kurz dort, und es war viel zu kalt, aber die Gegend ist ein Traum, und der schönste Sternenhimmel, den man sich vorstellen kann, die gesamte Milchstraße am Himmel.

Ab dort ging die Reise dann auch in der Gruppe weiter, ein internationales Team aus Brasilien, Schweden, Australien und Deutschland. Mit dem Zug nach einer durchzechten Nacht ging es nach Beijing ( zum Frühstück gab es Brot, Bier und Kaviar ), dort ein Trip durch sie Stadt und auf die Mauer und über Xian ging es nach Chengdu. 


Hier hieß es erstmal in Ruhe bleiben, ne Runde chillen und einfach nur die Stadt auf sich wirken lassen und das leckere Essen geniessen. Hier war ich vorher schon und hier wohnt die Familie von JiaJia aus München. Kurz vor Weihnachten habe ich dann all meine Wintersachen liegengelassen, bei Freunden untergestellt und mit Sommerklamotten und Badesachen im Gepäck ging es nach Sanya. 

Mein erstes Weihnachten am Strand, und auch das erste, von mittlerweile fünf Festen in China.


Über Hong Kong ging es am zweiten Weihnachtstag nach Cebu, meinem nächsten Ziel auf den Philippinen, wieder Neuland fuer mich und ich war positive überrascht, sehr interessante Menschen dort, freundlich und aufgeschlossen, und vor allem sprachen alle fließend Englisch, was das Rumreisen, im Gegensatz zu China, sehr viel bequemer macht. Nach ein paar Inseln ging es nach Manila und via Guangzhou zurück nach Chengdu, und ab diesem Moment hatte ich frei. Es war fast Ende Januar und ich hatte meinem Freund Karl versprochen, im Juli in Beijing zu sein. Es hieß also für mich irgendwie ein halbes Jahr totzuschlagen.


Die ersten Monate in Chengdu waren die Härtesten, nur ein oder zwei Tage die Woche arbeiten und an allen anderen Tagen feiern bis zum Umfallen. War echt gut, wochen- oder besser gesagt monatelang im gleichen Hostel wohnen und Leute ohne Ende kennenlernen, einer von den vielen war Udo Orgas, ein Deutscher, ein sehr gemütlicher Biertrinker, der mit dem Fahrrad seit Jahren in China und der Weltgeschichte unterwegs ist.
 Ein anderer war Ian aus Australien, den ich nochmals getroffen habe und immer noch in Kontakt bin. In dieser Zeit habe ich auch meine ersten Erfahrungen auf dem Gebiet des Lehrens gemacht, Privatstudenten am Wochenende und ein Tag die Woche Mittelschule. Ein sehr gemütliches Leben, was nur durch das Ereignis am 12.Mai 2008, als die Erde bebte und beim Grossen Sichuan-Beben mehr als 80000 Menschen starben und ich mich kurzfristig in einem Katatrophengebiet befand.

Nach einem kurzen Abstecher nach Deutschlad und Polen, wo ich auf der Hochzeit von Sabina und Amadeus tanzen und feiern konnte ging es von Chengdu über Lanzhou in die Innere Mongolei. Das war für mich, wie in eine andere Welt zu reisen, ganz andere Menschen als in Chengdu, eine andere Kultur und auch die Architektur wechselte, obwohl ich noch in China war. Wie auch immer auf diesem Trip, fand ich hier eine Möglichkeit zu unterrichten und Zeit mit Kids zu verbringen, Erfahrungen zu sammeln und denen was sinnvolles beizubringen. Per Anhalter ging es mitten in der Nacht bis nach Beijing, wo ein neues Abenteuer starten sollte.

In wenigen Minuten folgt der zweite Teil des Artikels....

Dienstag, 16. Oktober 2012

8.September - Executive Floor

Hallo Liebe Leute,

hier schon wieder der nächste Artikel, wo ich endlich mal fleißig zum Schreiben komme. Leben läuft, Hotel war superbusy während der Feiertage und ich mußte jeden Tag schaffen gehen. Zum Glück hatte ich an der Uni eine Woche frei, es war Mondfest und Nationalfeiertag, insgesamt 8 Tage am Stück frei. Die Arbeit im Hotel hatte es in sich, fast jeden Tag hatten wir 100% Ausbuchung, und Chinesen reisen sehr interessant, zu Mindest mit sehr interessantem Gepäck habe ich festgestellt. Es hält ein Audi Q7, eine M-Klasse oder ein Porsche Cayenne und es steigt eine ganze Familie aus, d.h. Kleinkind, Eltern und dazu noch die Großeltern, im Gepäck fast alles in Tüten. Ich glaube so etwas haben wir früher türkischen Diplomatenkoffer genannt. Naja, die sind dann 6 Leute und teilen sich ein Zimmer, sehr merkwürdig. Mir soll es aber egal sein, sind alle supernett zu mir und drücken mir dann 50 oder 100 Yuan fürs Koffer- und Tütentragen in die Hand, es waren alle sehr großzügig während der Feiertage.


Da ich mal wieder als Ausländer in einem chinesischen Unternehmen arbeite werde ich doch für eine Sache geschätzt - Aufrichtigkeit und Kritik, in der Regel konstruktive Kritik. Wo der chinesische Arbeitnehmer immer nur dem Chef zustimmt, um dessen Gesicht zu wahren und später lieber hinter dem Rücken meckert, sind wir Deutsche doch ganz anders. Wir sagen in der Regel, was wir denken und kommen immer mit neuen Ideen und probieren diese umzusetzen, und Arbeitsabläufe so effektiv wie möglich zu gestalten. Das ganze System ist hier anderes, und die Mentalität und Kultur des Arbeitens hat eine ganz andere Dimension, das werde ich aber mal in einem zukünftigen Artikel genauer erklären. Meine Chefin Monica ist eine ganz interessante, sehr zielstrebig und will immer alles verbessern. Da ich mich in der Lobby ein wenig langweile und ich eine kleine Abwechslung brauche, und außerdem immer mit guten Ideen komme, hat sie mich gebeten, am Wochenende ab sofort in der Executive Lounge zu arbeiten und dort Frühstücksservice zu machen. 


Aufgabe ist es, etwas zu lernen, den Kollegen dort auszuhelfen und gleichzeitig mit Verbesserungsvorschlägen zu kommen. Eigentlich eine einfache Aufgabe, habe zwar schon ewig nicht mehr gekellnert, aber ich mache ja jeden Spaß mit. Anstatt den Reichen die Türen zu öffnen und die Koffer zu tragen, serviere ich ihnen jetzt Kaffee, Nudelsuppe und doppelseitig gebratene Spiegeleier. Macht aber wirklich Spaß, ist was anderes und ich kann am Ende ordentlich zuschlagen und mir die Wamme vollhauen. So, jetzt aber zum Thema zurück. Die Executive Lounge befindet sich im 8.Stock, hatte bis zu meinem Einsatz 24 Sitzplätze, danach ein paar mehr und bietet den besseren Gästen die Möglichkeit, in einer angenehmeren Atmosphäre und bei exklusiverem Service ihr Frühstück am Wochenende zu genießen. Eigentlich soll dss Essen auch besser sein, ist es allerdings nicht. Wir haben eine kleine Küche und einen privaten Koch, der auf Wunsch Spiegeleier und Nudelsuppen frisch zubereitet, alles andere ist eine Mischung aus internationalem und chinesischen Frühstück. 


Alles in allem ist es meiner Meinung nach ein schlechtes Buffet, sowohl von der Qualität wie auch dem angebotenen Service und entspricht auf keinem Fall einem guten 5-Sterne Hotel. Es sieht optisch nicht mal ansprechend aus und ist liebelos und langweilig aufgebaut, und das wird sich alles noch ändern in den nächsten Wochen. Hoffentlich gibt es dann auch vernünftiges Brot, nicht dieses süße chinesische Brot, sondern so richtig gutes westliches Brot. Auf jeden Fall schmecken mir die Donuts, ich kriege Spiegeleier und Bacon und muss nicht zu viel arbeiten. Meinen Bericht habe ich fertig verfasst, umfasste ungefähr 60 Seiten und viele Punkte werden jetzt verbessert. So lange bringe ich den Leuten kellnern und aktiven Service bei, esse fleißig und habe meinen Spaß.


Es ist auch interessant zu sehen wie unterschiedlich die Kulturen so sind, leckere Cornflakes werden hier mit warmer Milch und dafür ohne Zucker konsumiert, und die meisten Gäste streichen sich die Marmelade mit der Gabel aufs Brot....ist echt interessant die Sache.


Was sich am meisten lohnt ist dieAussicht von dort oben, wunderbarer Blick auf die Berge, und das genieße ich jedes Wochenende, so läßt es sich wunderbar aushalten.


Viele Grüße

Olaf

Montag, 8. Oktober 2012

23.September 2012 - Eine kleine Insel und der Hass auf die Japaner

Liebe Leute,

es war wieder einer dieser eigentlich so schönen Herbstsonntage und in vielen Metropolen spielte sich das Gleiche ab. Brennende Flaggen, Plakate mit Hassparolen, hier und dort flogen auch Steine und Flaschen gegen Geschäfte, und vereinzelt gingen Scheiben zu Bruch. Ein wütender Mob, überwiegend junge Menschen, voll mit Hass erfüllt, auf der Straße.

Nein, wir waren nicht in Ländern des Mittleren Ostens oder anderen muslimisch geprägten Ländern, es handelte sich um Bilder aus chinesischen Großstädten und es waren keine amerikanischen Flaggen, die brannten, sondern Japanische. Der Hass und die Wut in den Menschen ist enorm und wird immer größer.


An diesem, wie auch den vorausgegangenen Sonntagen war vorlesungsfrei, und tausende Studenten wurden mobilisiert und waren auf den Beinen, und das Ganze in einem Land, in dem größere Menschenansammlungen, öffentliche Veranstaltungen und Demonstrationen staatlich stark kontrolliert und eigentlich nur in Ausnahmefällen genehmigt werden. In diesen Tagen machte die Regierung eine Ausnahme, denn seit langem sind das Volk und die Regierung einer Meinung und verfolgen das gleiche Ziel. Es geht gegen Japan! "Tod allen Japanern!", oder "Boykottiert alle japanischen Produkte!" lauten die Parolen auf den Transparenten. 


Alles ausgelöst und hochgepusht durch eine kleine Inselgruppe im Südchinesischen Meer, die zur Zeit von beiden Nationen beansprucht wird. Wem sie wirklich zusteht, wie denn nun der genaue Verlauf der Geschichte war, das sollen die beiden unter sich ausmachen, auf politischer Ebene. 


Was in chinesischen Millionenmetropolen, vor allem Sonntags, passiert kann für ausländische Beobachter schockierend und beängstigend sein. Fakt ist nämlich, das der Mob sowohl geduldet als auch politisch gesteuert wird. Junge Menschen werden aufgehetzt während ihrer unzähligen Meetings, wo sie mit Hassparolen quasi warmgemacht und vorbereitet werden, und dann auf die Straße gehen. Welches genaue Ziel sie dabei haben ist eigentlich völlig unklar. Auf Fragen, wie zum Beispiel "Warum geht ihr auf die Straße?" oder "Was soll die japanische Regierung eurer Meinung nach machen?" wird in der Regel mit den gleichen Wörtern geantwortet: "Wir hassen die Japaner, die Insel gehört uns!"


Mit der etwas älteren Generation kann man wenigstens vernünftig und sachlich über dieses Thema reden, die junge Generation hingegen ist so stark gesteuert und festgefahren mit ihrer negativen Meinung, dass es schwieriger wird. Manchmal glaube ich, sie wissen gar nicht so wirklich, um was es wirklich geht. Sie hassen die Japaner, boykottieren Geschäfte und Produkte ( was die japanische Wirtschaft deutlich zu spüren bekommt ), aber nach der Demo gehen sie nach Hause, zocken Playstation und PSP, oder surfen im Internet, auch wenn es auf einem Vaio Comnputer ist.

Erinnert mich ein wenig an Mitte der 90er in Alt-Rudow, als die Nazis von der Rudower Spinne zur Höhe gezogen sind, einen Arm zum Hitlergruß und in der anderen Hand den Döner.   

Betrachtet und analysiert man die Sache von einem anderen Standpunkt aus, dann ist die Sache, meiner Meinung nach, ein gefundenes Fressen für die Regierung, denn die Bevölkerung unterstützt sie diesmal. Alltägliche Probleme wie Inflation, so stark steigende Preise vor allem im Lebensmittelbereich, Benzinpreise, Immobilienpreise, usw., sind zur Zeit alle vergessen, so wie auch innenpolitische Probleme, die damit verbundenen Skandale der letzte Wochen, das große Beben in der KPCh ausgelöst durch den Chongqing-Zwischenfall....all diese Dinge sind vergessen bei der Bevölkerung, eine gute Ablenkung.

Ich bin gespannt, wie dieses Säbelrasseln weitergeht....


Liebe Grüße
Olaf

1.September 2012 - Back to school

Hallo Liebe Leute,

endlich schreibe ich weiter und möchte mich an dieser Stelle erstmal für all eure emails bedanken. Schön zu wissen, dass sich viele Leute in der alten Heimat noch an mich erinnern und fleissig in die Tasten hauen, obwohl ich selbst ein wenig lahm geworden bin. Stecke halt voll fest im geregelten Leben mit anstrengenden Arbeitszeiten. Aus meinem Trip ist ein normales Leben geworden, halt nur in einem anderen Land und einer anderen Kultur. 

Die Gegend hier ist einfach traumhaft, richtig schön ruhig und es lässt sich wunderbar aushalten. Mit dem Scooter fahre ich über die Dörfer, gucke mir hier und dort etwas an und geniesse einfach nur. Die frische Landluft tut mir auch gut und ich fühle mich wohl. In der Ecke hier, liegt ungefähr eine Stunde von Chengdu entfernt, wurde innerhalb der letzten Jahre viel investiert. Die Menschen gingen vor vier Jahren, als die Erde bebte, durch die Hölle und haben eine Tragödie erlebt. Ich bin allerdings der Meinung, dass sie jetzt die grossen Gewinner sind. Klingt irgendwie makaber, ist aber so wie es hier aussieht wahr.


Die Regierung hat damals umfangreiche Massnahmen eingeleitet, um die Gegend aufzupeppeln, viel subventioniert und ohne Ende investiert. Ohne die Naturkatastrophe von 2008 wären die Menschen hier jetzt nicht so weit und die Entwicklung der Infrastruktur würde immer noch schleppend vorangehen. Aber es wurde investiert und hier entstehen echt schöne Dinge und Orte, ein Paradies für den Tourismus.


Da mir im Hotel ein bischen langweilig wird und ich eine geistige Abwechslung brauche bin ich an die Uni zurückgegangen. So heißt es für mich seit Anfang September 5 Tage die Woche Hotel, den Officer, Bellboy und Kellner gleichzeitig machen, und dazu noch 4 Tage die Woche an der Uni unterrichten - Studienfach Deutsch.


Eigentlich wollte ich ja nicht mehr, ganz besonders nach meinem letzten Jahr in Jiangsu, was dank Universität und der anderen Lehrern echt die Hölle war ( für beide Seiten ), allerdings hat sich hier die Möglichkeit ergeben und ich habe zugegriffen. Die CISISU ( Chengdu Institute Sichuan International Studies University ) hat einen nagelneuen Campus in unmittelbarer Nähe eröffnet und suchte händeringend Lehrer für das Fach Deutsch. Naja, warum eigentlich nicht? Tut mir gut, unter jungen Menschen zu sein und noch ein Jahr weiter zu unterrichten. Diesmal nur nützliche Dinge fürs Leben, so steht nächste Woche Bushido auf dem Lerhplan.


Diesmal wird es ein gutes Jahr, denn die Kids sind echt nett und die anderen Lehrer sprechen mal fliessend Deutsch, hatte mit meinem Kollegen eine Unterhaltung, ist fast wie zu Hause sage ich euch, einwandfreies Deutsch. So, jetzt habe ich wieder 214 Kids und bin voll eingespannt im Leben, immer auf Achse und unterwegs - und immer mit viel Spaß...


Viele Grüße

Olaf