Einleitung

Liebe Leute,

wieder ist ein Jahr vergangen und ich bin noch immer in China unterwegs. Seit 2362 Tagen unterwegs, über sechs lange Jahre weg von zu Hause.

Bin leider irgendwie letztes Jahr viel zu beschäftigt gewesen ... Hotel, Gäste, Universität und Studenten, und dann noch das normale Leben, das hält mich alles auf Trab hier. Es ist ein anstrengendes Leben, aber ich hatte ein verdammt geiles Jahr 2013 hinter mir, mit einem krönenden Abschluß dank Karl und visitberlin, hatte allerdings auch ein paar Punkte, wo ich aufgeben wollte, aber mich dann doch weiter durchgekämpft habe.

Viele Grüße

Olaf

Donnerstag, 9. Oktober 2008

18.September 2008 bis mal gucken wann, Beijing - Mein Leben zwischen Steaks und Erdnüssen

Hallo Liebe Leute,

ich und mein Blog sage ich euch. Vor 22 Stunden saß ich an der gleichen Stelle und hatte diesen Artikel bereits fertig, dann war alles auf einmal weg. Da Ihr aber wissen wollt, was ich jetzt so treibe in China schreibe ich einfach nochmal von vorne.

Ende Juli bin ich nach Beijing gekommen mit der Absicht, hier nur herzukommen, um ein paar Wochen gutes Geld zu verdienen und mich so die nächsten Monate zu finanzieren. Das ist jetzt knapp drei Monate her und was soll ich sagen, ich bin immer noch hier und diese Stadt ist vollkommen abgefahren. Wozu sind Pläne im Leben da ? Genau, Pläne sind dazu da um über den Haufen geworfen zu werden und das habe ich vor 3 Wochen gemacht und mich entschieden, erstmal hier zu bleiben. Das ist das Gute, wenn man alleine reist und seine eigenen Entscheidungen treffen kann und muss.

Eigentlich wollte ich zurück nach Chengdu oder in die Innere Mongolei nach Hohhot. Hohhot stand noch auf dem Programm, in Chengdu gab es leider keine Lehrerstelle mehr für mich. Obendrauf wird einem dann noch ein interessanter Job hier angeboten und dann überlegt man nicht lange.

Von dem während der Olympischen Spiele verdienten Geld habe ich mir ein WG-Zimmer gemietet, wohne jetzt in Beijing Chaoyang mit einem Pärchen aus der Inneren Mongolei zusammen, wo sie einfaches Englisch und er gar kein Englisch spricht, zusammen. Ist aber kein Problem, denn ich habe sie nur dreimal in den letzten Wochen gesehen, weil ich immer irgendwie unterwegs bin. Aber sie sind froh, haben die Miete bis Jahresende bekommen und waren ganz glücklich. Von dem restlichen Geld habe ich mir ein paar schwarze Hosen und Hemden gekauft sowie Krawatten. Und da wir in China sind natürlich alles Armani oder Boss - was sonst ?!? Der Rest des Lebens spielt sich in der Super Bar Street ab ! Eine der abgefahrensten und schärfsten Straßen, die ich nicht nur in Beijing sonder in ganz China jemals gesehen habe.

Die Straße heißt wirklich so und ist etwas ganz besonderes ! Bar an Bar, Restaurants, Tattoo-Studios, eine Halle , in der auf zwei Stockwerken alles mögliche an neuen und gebrauchten Elektro- und Computerzubehör verkauft wird und die Afro-Arena. Die Afro-Arena ist eine Billard-Halle, die fest in der Hand der Nigeria Connection ist, wo es sicherlich alles gibt, den dort sind die ganzen Dealer gelandet, die kurz vor den Olympischen Spielen in der Sanlitun ihre geschäfte gemacht haben. Noch Fragen ? Und ja, wir sind wirklich noch mitten in China hier, aber es ist wahr. Obwohl, ich habe vergessen den Mirror-Lake zu erwähnen, einen dreckigen Tümpel, wo wirklich Angler sitzen und neulich abends ein Mädchen stundenlang vergewaltigt wurde. Abgefahrene Gegend hier und dann sitzt man in einer Bar auf der Dach-Terrasse, und während man seinen Blick einmal 360 Grad herumschweifen läßt, sieht man in einer Richtung Hohenschönhausen, dann die Super Bar Street, den See und dann die nagelneue und zweitgrößte US-Botschaft der Welt direkt neben dem chinesischen Microsoft Headquarter. Tja, so ist es hier wirklich und für mich ein neuer Fleck, aber ich bin hier jetzt zu Hause und solange, wie man sich mit der Nigeria-Connection nicht anlegt sondern immer freundlich "Hey Man, what's up" sagt, hat man hier keine Probleme und braucht keine Angst zu haben.

Im "German Club" habe ich 10 Tage als Servicekraft bzw. Kellner gearbeitet. Dort habe ich dann auch Lin und Wen, zwei Chinesinnen aus Berlin kennengelert, deren Mutter ein deutsches Restaurant in Beijing hat. Dort ist eine Stelle frei und ich wurde gefragt, ob ich nicht arbeiten möchte und warum nicht ? Jetzt jobbe ich im Restaurant, kriege jeden Tag gutes Essen und an vielen Tagen mache ich quasi die "Fleischkontrolle" und esse um 10 Uhr 30 schon ein Rumpsteak.

Und jetzt soll mir nochmal einer sagen das Saufen nicht gut ist ! Während der Saufspiele in Chengdu im Lofthostel habe ich Zählen auf Chinesisch gelernt und beim besten BBQ-Stand in Chengdu habe ich die Wörter für Fleischsorten und Gemüsesorten gelernt ! Alles die besten Grundlagen, um jetzt hier im Restaurant zu arbeiten und mich mit den Köchen zu verständigen.

Aber es wird schon, obwohl aller Anfang bekanntlicher Weise schwer ist ! In meinem Vokabular fehlen immer noch ein paar neue Verben, dafür kenne ich jetzt neben der Kartoffel jetzt die Wörter für Bratkartoffeln, Röstis, Kartoffelbrei, Pommes und ich kann mittlerweile einen Salat mit Tomaten, Zwiebeln, Paprika und Thousand-Island-Dressing bestellen !

Die Köche hier sind auch echt nett zu mir und kochen mir gerne meine Lieblingsgerichte aus Sichuan und ich zeige Ihnen im Gegenzug, wie man Currywurst macht oder ein schönes Kassler zubereitet. Schockiert gucken sie wirklich nur, wie scharf ich essen kann und ich bin sicherlich der Erste, der sich über Nudeln anstatt Tomatensoße die scharfe Pfeffersauce für die Steaks kippt.

So geht es mir also jetzt, ich habe nicht nur 5 Köche sondern auch noch zwei Kellnerinnen, wovon eine echt nett und süß ist und sehr gutes Englisch spricht und die andere irgendwie nicht so helle ist. Da ist die Zusammenarbeit manchmal recht schwierig aber mein Chinesisch reicht aus um ihr zu erklären, das ich der Chef bin und sie auf mich zu hören hat.

Es wird auf jeden Fall eine interessante Zeit für mich hier, wieder etwas vollkommen Neues im Leben, aber ich bin ja anpassungsfähig, habe immer Spaß an meinen Jobs und wenn es mir nicht gefällt oder Schwierigkeiten gibt, dann kann ich weg und einfach gehen. Wegrennen vor dem Leben, wie ich es seit nem knappen Jahr schon mache.



So, das ist mein Leben zur Zeit ! Was sagt Ihr dazu ? Ihr fragt euch sicherlich jetzt, warum heißt mein Artikel "Mein Leben zwischen Steaks und Erdnüssen" ? Ganz einfach, den Steakteil habt Ihr sicherlich verstanden aber jeden Abend sitze ich bei PJ in der "Cylinder-Bar" und trinke noch ein Bier und zu dem gibt es immer Erdnüsse. Hier sitze ich jetzt auch und habe diesen Artikel endlich zu Ende geschrieben - zum Zweiten Mal mittlerweile.


Grüße aus Beijing

Olaf
( z.Zt. Restaurant Manager)

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