Hallo Liebe Leute,
und schon geht es zum naechsten Highlight meiner Reise. Viele Leute haben sich angekuendigt und mir immer wieder geschrieben, das sie mich mal in China besuchen. Jetzt ist es endlich mal soweit und Ed und Gotcha machen den Anfang und haben sich fuer 10 Tage angemeldet.
Fuer Ed ist es die erste Reise nach Asien, Gotcha war schon mal in Asien und mit ihm war ich 2007 drei Wochen vor Ort unterwegs und hatte damals verdammt viel Spass. Da ich hier mittlerweile lebe und mich ein wenig auskenne habe ich den beiden ein kleines Programm organisiert und es liegen ein paar anstrengende Tage vor ihnen.
Nachdem die beiden hier auf nen Donnerstag abend angekommen sind, hiess es erstmal aklimatisieren, sich an die neue Umgebung gewoehnen, kurz berichten und dann Geschenke auspacken. Der arme Ed, hat so viel geschleppt und der ganze Rucksack war voll mit Haribo, Milka und Knorrfix-Produkten, alles was auf meiner langen Bestellliste stand. Danach gab es dann den ersten Schocker fuer die beiden, denn sie mussten sofort meine Australier treffen und es ging mit Jason und Jean in die Bar und dann mitten in der Nacht erstmal zum BBQ. Hier in China wird halt nach Mitternacht noch ein Snack eingenommen und so wurde die erste Nacht gleich eine lange Nacht und mir ging es am naechsten Tag ganz dreckig. Der Tag war eigentlich total im Eimer, aber abends haben wir uns dann Richtung Bahnhof durchgeschlagen und es ging mit dem Schnellzug nach Chongqing, von einer Metropole in die andere.
Chengdu koennen wir auch unter der Woche machen und daher sollte es am Wochenende woanders hingehen. Am naechsten morgen ging es dann nach Dazu zu den buddhistischen Grotten aus dem 7. bis 12. Jahrhundert.
Sehr interessanter und abgefahrener Ort, ich selber war hier vor 4 oder 5 Jahren schon einmal und habe mir alles angeguckt, leider diesmal total ueberlaufen und ueberall waren nur Touris unterwegs, aber wir waren diesmal welche von denen.
Die frühesten Schnitzereien wurden in 650 n. Chr. in der frühen Tang-Dynastie begonnen, aber die wichtigste Zeit ihrer Entstehung begann in den späten 9. Jahrhundert, als Wei Junjing, Präfekt von Changzhou, die Schnitzereien am Berg Beishan Pionierarbeit geleistet, und seinem Beispiel gefolgt war nach dem Zusammenbruch der Tang-Dynastie von den lokalen und Herren, Mönche und Nonnen, und gewöhnliche Leute während der Fünf Dynastien und Zehn Reiche (907-65). 
Im 12. Jahrhundert, während der Song-Dynastie, ein buddhistischer Mönch namens Zhao Zhifeng begann die Arbeit an der aufwändigen Skulpturen und Schnitzereien am Berg Baoding, widmete 70 Jahre seines Lebens für das Projekt.
Die Schnitzereien wurden als Weltkulturerbe im Jahr 1999 aufgeführt, zitiert "... ihre ästhetische Qualität, die Vielfalt des Themas, das weltliche und religiöse, und das Licht, dass sie auf den Alltag in China Schuppen in diesem Zeitraum. Sie bieten herausragende Beweise der harmonische Synthese von Buddhismus, Taoismus und Konfuzianismus. "
So etwas nenne ich dann als ersten Ausflug einen gelungenen und interessanten Trip fuer die beiden und gegen 18 Uhr waren wir alle wieder im Hotel.
Nach kurzer Ruhepause im Hotel ging es dann auch abends gleich weiter. Wenn man schonmal in Chongqing oder Sichuan unterwegs ist, dann muss man die kurze Zeit auch geniessen und moeglichst viel sehen.
Ein abendlicher Blick auf den Yangtze und seine Kreuzfahrtschiffe, die hier alle ablegen und den Fluss runterfahren und dann ging es ins naechste Restaurant. Was hier zur guten Kultur dazu gehoert ist natuerlich ein Hotpot, und denn kannte nur Gotcha bisher.
Da sassen wir also alle zusammen mitten in Chongqing im Restaurant und ich habe den beiden mal einen Hotpot serviert, der brennt beim Essen und ein zweites Mal, wenn man....fragt die beiden, aber ich bin der Meinung es hat ihnen zugesagt, denn so angewidert sehen die Gesichter gar nicht aus und wenn dann ist es auch nicht schlimm, man muss es einfach mal ausprobieren und mitmachen, wenn man in dieser Ecke Chinas unterwegs ist. Ich will es jetzt auch nicht schoenreden oder so, aber sie haben echt Glueck gehabt, immerhin habe ich bestellt und es gab weder Innereien noch irgendwelche Fischkoepfe oder so - und ich erinnere mich immer noch an meinen ersten Hotpot.
Beschweren uebers Essen konnten sie sich ja auch nicht, denn dann folgte die Strafe !
Am zweiten Tag in Chongqing haben wir es dann etwas ruhiger angehen lassen, gemuetliches Schlendern durch die Stadt, erstmal losrennen um Bahnkarten zu kaufen und danach einfach nur rumlaufen und gucken. Es gibt einen sehr abgefahrenen Teil der sich "Grotten" oder so schimpft, wo es sehrt gemuetlich ist und sich gut aushalten laesst.
Von dortaus ging es einmal mit der Seilbahn ueber den Fluss zur anderen Seite Richtung Oper, von wo aus man einen netten Blick ueber beider Fluesse auf die Skyline von Chongqing hat. Was fuer eine Metropole, eine unglaublich grosse Stadt und ueberall Hochhaeuser, Hochhaeuser und nochmehr Hochhaeuser, zwischendurch aber gruen und huegelig - ganz anders als Chengdu halt.
Ich war jetzt zum hundertsten Mal oder so hier und liebe diese Stadt, ist etwas dreckiger als Chengdu aber doch um einiges schoener. Nach dem Spaziergang durch die Stadt und den anstrengenden ersten Tagen habe ich mir dann etwas einfallen lassen und mit dem Taxi ging es kreuz und quer durch die Stadt bis zu einem Erholungsbad - gemuetliches Sitzen in Hotsprings mitten im Gruenen tut uns allen gut und so haben wir den Sonntag-Nachmittag gemuetlich dort verbracht bevor es Richtung Bahnhof ging und mit dem Zug nach Chengdu, hier kam dann die erste Schwierigkeit, es gab keine Sitzplaetze mehr, nur noch Stehplaetze, aber fuer zwei Stunden geht es ja.
Der Teil der Reise war ueberstanden und am Montag wollte ich den beiden ja keine Ruhe goennen sondern sie einfach mal an meinem Leben hier vor Ort teilhaben lassen. Mit Schokolade und Haribo bewaffnet ging es in die Schule und ich habe die beiden mit in den Unterricht genommen. Einfach mal gucken, was meine Kids so sagen und so konnten Ed und Gotcha auch mal ihr Englisch aufbessern und alle hatten viel Spass.
Kurz vor Beginn gab es noch eine Kippe auf dem Schulklo, so wie damals in der Oberschule und dann sollte es fuer die beiden losgehen. Ich kenne ja das Gefuehl und kann vor Leuten mittlerweile reden, die beiden waren ein bisschen nervoes, haben es aber ganz gut hinbekommen und sich mit meinen Kids unterhalten...
...und Ed war voll in seinem Element. Ich habe extra von einer Studentin eine Gitarre organisiser, so dass Ed wenigstens noch Die Toten Hosen und "Eisgekuehlter Bommerlunder" singen konnte und die chinesischen Studenten haben sogar den Refrain hinbekommen. Tja, wer allerdings in eine Klasse geht, der muss auch in die naechste Klasse reingehen und hallo sagen und schokolade verteilen. Abends gab es dann noch das Abendessen mit ein paar anderen Kids und meine beiden Besucher waren sehr happy, aber auch erledigt am Ende des Abends und am naechsten morgen ging es gleich wieder los.
Was dann auch sehr interessant war, wo ich leider nicht teilnehmen konnte, da mir Meetings kurzfristig aufs Auge gedrueckt wurden, war das Deutsch-Chinesische-Kochen mit ein paar der Studenten bei mir zu Hause. Ich habe mir noch etwas einfallen lassen und wer in Sichuan und Chengdu unterwegs ist kann auch nicht gehen, ohne die beruehmte Sichuan-Oper mit den Wechselnden Gesichtern zu sehen.
So hiess es dann Mittwoch ab in die Oper und ich war dort dann schon das dritte Mal, aber es ist jedesmal wieder faszinierend und ich hasse die Messerwerfer. Ich weiss ja nicht warum, aber jedesmal muss ich auf die Buehne und sie setzen mir eine dunkle Kaputze auf und werfen mit Messern nach mir. Diesmal wusste ich ja wie es geht und hatte keine Angst um mein Leben, aber eine lustige Sache auf jeden Fall.
Highlight hier sind aber dann doch die "Changing Faces" und wir hatten spitzenmaessige Plaetze, eine meiner Studentinnen hatte uns Karten besorgt und war auch gleich mitgekommen und hat sich die Oper mit uns zusammen angeguckt.
Das war dann auch schon der letzte Abend in Chengdu und am naechsten Tag sollte es nach Beijing gehen. Urspruenglich war geplant, das wir alle zusammen fliegen, bei mir kam allerdings eine Univeranstaltung dazwischen, so dass ich erst am Freitag losfliegen konnte Richtung Beijing. Die beiden bewaffnet mit der Anschrift haben es allerdings auch alleine geschafft und wir haben uns dann abends in Beijing getroffen und erstmal die Gegend unsicher gemacht und ne richtig gute Party gefeiert bis in den fruehen Morgen. Sightseeing am naechsten Tag war nicht drin, also ging es zum Shoppen erstmal in die mir bekannten Maerkte. Irgendwie ein cooles Gefuehl, ich war fast zu Hause, so gut kenne ich mich in Beijing aus.
In Beijing bin ich nicht nur irgendwie zu Hause, sondern habe auch noch ein paar Freunde. Der Karl war leider unterwegs, aber Lin ist immer da und auch immer zu Parties und Gelagen in den Bars bereit. Sie konnte ich noch treffen und mit ihr, wie eigentlich jedes Mal in Beijing, noch ordentlich einen draufmachen gehen.
Am naechsten Morgend hiess es allerdings frueh aufstehen und los zum Tagestrip Richtung Grosse Mauer. Die Begeisterung steht den beiden deutlich ins Gesicht geschrieben, obwohl das absolute Highlight einer jeden China-Reise heute auf dem Programm steht - Grosse Mauer in China ! Gotcha und ich haben damals zusammen die Wanderung gemacht, diesmal ging es Richtung Badaling auf die Mauer, wo hunderte, ach, tausende andere Touris an diesem Tag unterwegs waren.
Nach etwas mehr als einer Stunde auf dem Bus hiess es Ankunft in Badaling und wir waren an der Mauer in China. Da wir alle etwas zu faul waren hochzulaufen haben wir eine Art Seilbahn benutzt um uns nach oben befoerdern zu lassen. 
Nach all den versmogten Tagen in Chengdu und Beijing hatten wir hier und heute richtiges Glueck und die Mauer praesentierte sich bei - fuer chinesische Verhaeltnisse - gutem Himmel und wir hatten sogar Sonnenschein.
Fuer mich ist es mittlerweile nichts besonderes mehr, ich war schon so oft auf der Mauer und an vielen Stellen rund um Beijing herum, aber es ist jedesmal wieder faszinierend und den Trip raus wert. Allerdings muss ich sagen, dass sich die Wanderung ueber die Mauer am meisten lohnt, denn dort sind nicht so viele Touris unterwegs und man kann mehr geniessen. Da wir aber nicht so viel Zeit hatten und auch faul waren gab es halt diesen Ort hier.
Tausende von Touristen und ueberall wurde gedraengelt und es wurden Fotos gemacht. Obwohl hier schon mehr auslaendische Touristen unterwegs waren als an anderen Orten der letzten Tage wurden wir hier zum begehrten Objekt auf den Kameras und mussten Fotoshootings ueber uns ergehen lassen.
Das ist halt China, ich kenne es ja schon, fuer Ed war es sehr spannend und der Gotcha hat es auch in vollen Zuegen genossen - das naechste Mal kassieren wir Geld pro bild habe ich ueberlegt...
....und bei so vielen Leuyten kann man ein nettes Taschengeld dazuverdienen.
Das war er, der Trip an die Grosse Mauer in China. Nicht viele Leute koennen von sich behaupten schon einmal hier, auf einem der Weltwunder, rumgelaufen zu sein. Wir haben es gemacht und waren maechtig stolz auf uns. So stolz und begeistert, dass in deutscher Manier erstmal mit einem Bier drauf angestossen wurde.
Gruesse aus China
Olaf
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