Einleitung

Liebe Leute,

wieder ist ein Jahr vergangen und ich bin noch immer in China unterwegs. Seit 2362 Tagen unterwegs, über sechs lange Jahre weg von zu Hause.

Bin leider irgendwie letztes Jahr viel zu beschäftigt gewesen ... Hotel, Gäste, Universität und Studenten, und dann noch das normale Leben, das hält mich alles auf Trab hier. Es ist ein anstrengendes Leben, aber ich hatte ein verdammt geiles Jahr 2013 hinter mir, mit einem krönenden Abschluß dank Karl und visitberlin, hatte allerdings auch ein paar Punkte, wo ich aufgeben wollte, aber mich dann doch weiter durchgekämpft habe.

Viele Grüße

Olaf

Montag, 27. Juli 2009

bis 10.Juli 2009 Chengdu - Das Leben an der Uni ist zu Ende

Hallo Liebe Leute,

endlich bin ich wieder da ! Mein Blog, sämtliche Blogs und mittlerweile auch Facebook wurden hier in China abgeschaltet. Aber ich habe eine neue Software auf dem Rechner und kann endlich wieder schreiben und lesen hier und daher wird jetzt eine Menge nachgeholt.

Viel Zeit ist seit meinem letzten Eintrag vergangen und ich habe viel erlebt und gemacht. Oder eigentlich auch nicht, musste selber erstmal meinen Blog heute lesen um zu wissen, was ich so alles erlebt habe. Oh man, es ist schon Tag 643 meiner Reise sehe ich gerade, ist ne lange Zeit, die ich schon geschafft habe. Und was soll ich sagen, sorry, aber ich mache noch ne Weile hier unterwegs. Ist ein ganz interessantes Leben und es kommen immer wieder neue Dinge und neue Herausforderungen hier.

Die letzten Monate habe ich hier in Chengdu verbracht und an der Uni fleissig unterrichtet und einfach mal megamaessig meinen Spass gehabt. Ist ein ganz anderes Leben hier und wer chinesische Universitäten und das Leben an ihnen nicht kennt, kann es sich nur schwer vorstellen. Die Studenten tun mir einfach nur leid, leben in ihren 6- oder 8-Bett-Zimmern, Gemeinschaftsduschen für den ganyen Wohnkomplex bis zu 15 Minuten Fussweg entfernt. Es ist ein ganz anderes Leben, eine sehr nette Erfahrung die ich hier gemacht habe.

Alles in allem sind es sehr nette Kids gewesen, geistig und vom Leben nicht ganz so sehr geprägt wie gleichaltrige in Deutschland - irgendwie ganz anders. Die lachen sich tot, wenn ich frage ob sie einen Knutschfleck am Hals haben und laufen ganz rot an, sie haben nicht so wirklich Ahnung vom Leben und noch nie einen Teilzeitjob gehabt oder so, arbeiten nur in den Ferien und hängen lieber in ihrem Mehrbettzimmer vor dem Computer rum und lernen, als irgendwie mal Spaß zu haben. Am besten sind aber immer noch die T-Shirts mit Winnie Puh, Rucksäcke mit Mickz Mouse und Federtaschen von Hello Kitty. Irgendwie sind es noch Kinder aber das soll sich wohl im zweiten Studienjahr ganz gewaltig ändern. Mal abwarten, wie sich meine Kids in den Ferien entwickeln und verändern.

Ich weiß nicht, wer mehr gelernt hat, die Kids von mir oder ich von den Kids ?!? Sie glauben mir immer noch nicht, daß Marco Polo die Nudeln aus Italien mitgebracht hat und gleichzeitig den Tee aus England nach China gebracht hat aber manchmal konnte man ihnen eine richtig gute Lüge auftischen und sie haben es mir abgenommen. Und ihr zu Hause kennt mich ja, ich kann gute Geschichten erzählen. Auf jeden Fall habe ich verdammt viel gelernt in dieser Zeit übers Unterrichten, den Umgang mit Menschen, die gleichzeitig Kinder sind aber auch irgendwie "Möchtegern-Erwachsene" und verdammt viel über China im Allgemeinen. Es wäre also schade jetzt aufzuhören und daher mache ich noch ein Jahr hier an der Uni und werde nochmal Jahrgang 1, also Frischlinge unterrichten ab September.

Das allerbeste sind immer die Essen mit den Studenten gewesen, sie wissen doch, dass ich den Hot Pot liebe und haben mich immer gefragt, ob ich mich anschliessen möchte. Zum Abschluss des Jahres habe ich dann allen Bescheid gegeben und sie ins Restaurant eingeladen. Supergeiler Abend, sitzen im privaten Raum und irgendwer hat dann auch ne Kiste Bier spendiert. Jeder Schüler kam einzeln an, hat mir ein Glas eingegossen, sich mit mir unterhalten, sich bedankt und einen oder auch zwei getrunken.

Und dann muss man als Lehrer auch noch die Abschlussrede halten, nach unzählig vielen Bieren. Und das mit dem Trinken ist ja hier so eine Sache in China, vor allem als Lehrkraft mit den Studenten zusammen. Ist verboten und kann arge Schwierigkeiten geben, aber man fängt mit Tee an und wenn dann die richtigen Leute kommen und einen zum Trinken auffordern, dann ist es in Ordnung. Und das sind dann die Leute, die in der Klasse das sagen haben, weil sie zum Beispiele in der Partei oder so das Sagen haben. Tja, so geht es hier, aber die Rechnung ist am Ende an mir hängengeblieben, macht aber nichts. Waren nur 650 Yuan, umgerechnet keine 70 Euro, um mit 20 Studenten im Restaurant ordentlich zu essen und trinken. Immer wieder gerne, mal gucken, was für eine Klasse ich nächstes Jahr bekomme.


So schnell sind die Monate hier vergangen und ich habe nicht nur viel gelernt und Lebenserfahrungen gesammelt sondern mit meinen Kollegen aus Australien und Kanada auch sehr coole Menschen getroffen, sondern vor allem neue Freundschaften geschlossen. Und es sind hier die interessantesten Charaktere unterwegs, die einfach mal ein oder zwei Jahre China machen. Tom, der Businessmann, der jetzt was großes aufziehen möchte, Jason, einer meiner besten Mates hier vor Ort, der immer eine Flasche Jim Beam zu Hause hat und dazu eine kalte Dose Cola im Kühlschrank und Ricque, einer der verrücktesten Menschen überhaupt, der irgendwann mal auf irgendwas hängengeblieben ist. Und das sind nur ein paar von den Leuten, aber ich sage ja, so etwas wie hier ist nur ganz schwer zu beschreiben, man muss es sehen bzw. leben, also kommt einfach mal vorbei hier.


Viele Grüße aus China

Olaf

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