Einleitung

Liebe Leute,

wieder ist ein Jahr vergangen und ich bin noch immer in China unterwegs. Seit 2362 Tagen unterwegs, über sechs lange Jahre weg von zu Hause.

Bin leider irgendwie letztes Jahr viel zu beschäftigt gewesen ... Hotel, Gäste, Universität und Studenten, und dann noch das normale Leben, das hält mich alles auf Trab hier. Es ist ein anstrengendes Leben, aber ich hatte ein verdammt geiles Jahr 2013 hinter mir, mit einem krönenden Abschluß dank Karl und visitberlin, hatte allerdings auch ein paar Punkte, wo ich aufgeben wollte, aber mich dann doch weiter durchgekämpft habe.

Viele Grüße

Olaf

Sonntag, 29. November 2009

29.November 2009 - Endlich mal ACCESS zum Blog

Hallo Liebe Leute,

ich glaube es nicht, aber ich habe es geschafft und bin in meinem Blog und kann posten. Hat nur zwei Stunden gedauert und dann hat der bloede Kerl gegenueber gegen meinen Computer getreten und es war alles weg. Neuer Versuch, neues Glueck - hoffentlich.

So, wie geht es euch in der Heimat, seit Ihr alle schon im Weihnachstfieber ? Bei mir ist, wie immer alles gut und ich haenge noch immer in Chengdu rum, besser gesagt ich lebe und arbeite hier und habe ein stressiges, aber sehr gutes Leben und geniesse es in vollen Zuegen.

Ich habe mich voll und ganz eingeliebt und jede Woche das Gleiche ! Irgendwie ganz schoen, manchmal denke ich aber auch, es ist Zeit die Sachen zu packen und weiterzuziehen. Ich bin an dem Punkt, wo ich Deutschland verlassen habe, viel Arbeit und immer nur am Rumrennen und machen und tun. Was soll das ? Irgendwie ist es nicht mehr "ontour" sondern das Leben und Arbeiten hier ist Routine geworden, nicht mehr was wirklich besonderes sondern Alltag ! Und das wollte ich nicht, das ist nicht das Ziel von "Olafontour" gewesen, aber gut, jetzt lebe ich es und habe meinen Spass.

Mittlerweile habe ich auch das geschafft, was ich mir selber nicht vorgestellt hatte - 2 Jahre "ontour", weg von zu Hause und leben in einem anderen Land, einer anderen Kultur und ich habe immer noch Schwierigkeiten mit der Sprache. Aber ich kaempfe weiter und will eigentlich nicht nach Hause, ich bin irgendwie noch nicht fertig und will noch was sehen bzw erreichen. Wir sehen uns 2010 und wer meine emails liest, Fotos sieht, der weiss warum.

Immer noch unterrichte ich an der Universitaet fuer die australische Firma, habe mich aber mittlerweile zum Head of English hochgearbeitet, dass heiss ich bin verantwortlich fuer 70 Kids im ersten Jahr und fuer die Lehrer, organisiere, tue, denke und schaffe. Die ersten Wochen war in meiner Bude Rauchverbot, denn ich sass mit ungefaehr 7000 Kopien auf einer Menge Papier. Gleichzeitig schreibe ich Lehrplaene fuer die Firma und habe die Stelle des Year 1 English Co-ordinator China uebernommen, ganz einfacher Job, alles per email und wunderbar. So hat man es mir verkauft und ich habe zugestimmt, ist aber viel mehr Arbeit und viel mehr Probleme als gedacht. Macht nichts, macht viel Arbeit aber ich denke viel mehr an meinen Lebenslauf und da macht sich diese Stelle sehr gut fuer spaeter. Neben der ganzen Organisation und Paperwork im Backoffice kaempfe ich mich auch durch die Klassenzimmer und habe dort Megaspass und treffe auf die unterschiedlichsten Charaktere.

Nicht nur nette Maedels, einfach mal viele aufgeschlossene Personen und ich kann mir sogar die Namen merken, und wir reden ueber 200 Studenten, die ich zur Zeit habe. Ach ja, da ich ja mit meinen vorher beschriebenen Aufgaben nicht beschaeftigt genug bin, unterrichte ich an einer anderen Universitaet nebenbei und renne nochmehr rum. So gehe ich jeden Dienstag und Donnerstag noch woanders arbeiten und erzaehle den Kindern dort lustige Geschichten, zum Beispiel das Marco Polo die Nudeln aus Italien nach China gebracht hat, aber keiner glaubt mir. Nein, es macht Spass und ich habe manchmal Angst vor mir oder bin einfach nur erstaunt, was ich alles so reden kann. Ich war nun wirklich nicht einer der besten Schueler damals und eher das schwarze Schaf, ja tiefschwarz, in der Schule und heute setze ich mich mit denen hin und erklaere den Kids, wie wichtig Bildung ist und alle glauben mir und hoeren mir zu - unglaublich. Letzte Woche war mein Thema "Celebrities and Drugs" und der Vortrag endete mit den Worten und einer Erklaerung wie schlecht Drogen, Zigaretten und Alkohol sind. Danach musste ich doch erstmal irgendwie lachen und erstmal eine Rauchen gehen. So ist das hier, aber sowas interessiert die Kids und sie lernen etwas von mir, nicht nur Englisch sondern Lebenserfahrung. Thema in 5 Klassen war natuerlich Anfang November, was hier alle interessiert, 20 Jahre Fall der Mauer und alles was dazugehoert und in einer Klasse hatte ich Kontrolle, war vorbereitet drauf und habe einfach weitererzaehlt und den Menschen aus der Verwaltung der Uni hat Hitler und Deutsche Geschichte so interessiert und er war so begeistert, dass er aufgestanden ist und mir den Hitlergruss gegeben hat. Fakt ist, ich habe meine PPT verbessert und halte den Vortrag auf seinen Wunsch in anderen Klassen erneut. Warum nicht ? Irgendwie traurig aber interessant und man wird mit wirklich schwierigen Dingen konfrontiert. Die schwierigste Frage war glaube ich, ob ich Hitler mit Mao vergleichen kann ! Und Politik ist in Klassen fuer uns ein Tabu-Thema, keine Worte ueber Menschenrechte, chinesische Politik, Tibet oder Taiwan. Und dann muss man sich erstmal gut rausreden.


Ja, das ist mein Leben und dann kommen noch die etlichen Einladungen zum Essen und Geschenke hinzu. Gerechte Aufteilung und alles manchmal ein Kuhhandel hier in China. Die Maedels bringen Schokolade oder Fruehstueck, die Jungen Coke oder Kippen. Alles wird gegessen oder getrunken, die Zigaretten hebe ich fuer meine Taxifahrer auf, denn es sind gute und teure Zigaretten. Dafuer fahren mich die Taxifahrer, illegale Taxis natuerlich, fuer weniger Geld. Und weil ich die Langstrecken immer mit dem gleichen fahre, laedt der mich einmal im Monat zum Essen ein und da fresse und saufe ich mir die Wamme voll, wie auch morgen nachmittag. Alle Suessigkeiten, die ich nicht essen, kriegt meine Putzfrau aus dem Haus, die drueckt ein Auge zu wenn weiblicher Besuch kommt und laenger als 23 Uhr bleibt. So wird hier alles getauscht und gehandelt. Ed, das waere was fuer dich hier in diesem Land.

Gestern hiess es dann mal Spass haben und mit 70 Studenten einen Ausflug machen - Pflichtprogramm fuer alle Lehrer, aber es bringt den Kids so viel, wenn man sich in der Freizeit mit ihnen beschaeftigt und sie hoeren und lernen etwas und bringen mir auch Sachen bei, ueber China, Kultur und die Sprache vor allem. Der Ausflug ging nach Luodai, in der Naehe von Chengdu, auf die kleine grosse Mauer. War sehr lustig und danach ging es in die historische Innenstadt und da mussten wir ein paar Fotos machen, aber die Studenten lieben einen, wenn man alles mitmacht und ich hatte wirklich Spass.

Bobo, einer meiner besten Studenten, sehr aufgeschlossener und fleissiger Junge, wollte unbedingt ein solches Bild haben. Olaf macht alles mit und war dabei, sehr geile Bilder. Einen anderen Studenten habe ich rumgeschickt und gesagt, er soll von jedem anderen, der Bilder macht, Geld kassieren. Leider war er zu schuechtern und hat sich nicht getraut. Die Maedels hier kenne ich nicht, aber sie wollten unbedingt ein Foto haben, haben sie dann auch bekommen.

Tja, Leute, das war mal wieder ein kurzer Einblick in mein Leben hier und jetzt wisst ihr, wie es mir geht und was ich so treibe. Wie geht es weiter ? Ich habe einen Vertrag und bleibe wahrscheinlich bis zu den Sommerferien noch hier und arbeite und mache danach einen neuen Plan. Irgendwie sieht das Team und die Besetzung an meiner Uni nicht so nett und freundlich aus und daher werde ich mich vielleicht im Februar schon auf den Weg machen und in die naechste Stadt ziehen. Aus dem guten Team vom letzten Jahr ist irgendwie nur als wirklich coole Person mein Freund Jason uebriggeblieben und der ist auch nicht wirklich happy hier mit den Bedingungen. Mal gucken, aber auf jeden Fall heisst er erstmal noch ein paar Wochen schaffen, Geld verdienen und Spass haben bevor ich im Januar oder Februar fuer 5 Wochen in den Urlaub gehe - bezahlten und verdienten Urlaub. Weihnachten steht hier so fast vor der Tuer und ich werde mir auf jeden Fall einen Baum kaufen, ansonsten heisst es 24.Dezember 8 - 18 Uhr arbeiten und 25.Dezember nachmittags arbeiten. Mal gucken, aber wenigstens in einer Runde mit Auslaendern, die alle Weihnachten kennen und wir werden uns bestimmt die Birne zukippen. Das habe ich von den Australiern hier gelernt, und die sind schlimmer als Englaender.

Gruesse aus China

Olaf