Einleitung

Liebe Leute,

wieder ist ein Jahr vergangen und ich bin noch immer in China unterwegs. Seit 2362 Tagen unterwegs, über sechs lange Jahre weg von zu Hause.

Bin leider irgendwie letztes Jahr viel zu beschäftigt gewesen ... Hotel, Gäste, Universität und Studenten, und dann noch das normale Leben, das hält mich alles auf Trab hier. Es ist ein anstrengendes Leben, aber ich hatte ein verdammt geiles Jahr 2013 hinter mir, mit einem krönenden Abschluß dank Karl und visitberlin, hatte allerdings auch ein paar Punkte, wo ich aufgeben wollte, aber mich dann doch weiter durchgekämpft habe.

Viele Grüße

Olaf

Montag, 4. Mai 2009

2.Mai 2009 - Longquan

Hallo Liebe Leute,
liebe DKV,


so habe ich doch schonmal einen Artikel angefangen oder nicht ?!? Ja, ist ein paar Monate her, war in Beijing und hatte drei Raeder – diesmal nur Zwei ! Dafuer ist es diesmal ein Dirtbike. Ja, ich wohne irgendwie ausserhalb und brauchte was bequemer als den Bus. Taxi oder mein Fahrrad und habe mir ein Dirtbike zugelegt und duese damit jetzt hier seit ner Weile durch die Gegend. Knattert verdammt laut, riecht nach Benzin und Oel und macht einen Heidenspass sage ich euch.
Ich habe den Film zwar gesehen, erinnere mich aber nicht mehr an den Namen, muss ich mal nach googeln spaeter. Aber auf jeden Fall ist mein Neues Bike nicht nur rot, sondern das Transformersbike aus dem Film. So hat mir der Verkaeufer zumindest den Aufpreis erklaert. Ich glaube bei 250 Euro kann man nicht allzuviel falsch machen und ich habe zumindest die Papiere in der Tasche, ansonsten fahre ich mal wieder ohne alles – keine Zulassung, kein Fuehrerschein und keine Versicherung. Erstes Upgrade war eine Hupe, ohne die geht es ja gar nicht hier !
Ja, damit mache ich jetzt Chengdu und Umgebung unsicher. Und wenn man dann mal auf eine Tour geht, so wie heute, dann steckt man keine Papiere ein sondern kauft ein Paeckchen gute Zigaretten und hat ein bischen Bargeld in der Tasche, so fuer den Fall der Faelle. Brauchte ich alles heute nicht, nur ein Feuerzeug, denn die einzige Polizei, die uns unterwegs angehalten hat, hat nett und freundlich hallo gesagt, unsere Bikes begutachtet und uns dann Zigaretten gegeben. So, noch Fragen, warum ich es hier in China so liebe ?!?


Ihr kennt ja die Bilder von der Umgebung hier und es ist manchmal echt miese Luft hier oder besser gesagt es ist komplett versmogt. Liegt zum einen natuerlich an einer chinesischen Grossstadt, zum anderen an der Lage von Chengdu. Die Stadt liegt in einem Becken und ist umgeben von Bergen, daher oefter mal die schlechte Sicht. Heute frueh war es dann mal blauer Himmel und Ricky und ich sind auf die Piste gegangen. Wohin ? Eigentlich egal, erstmal Tankstelle, volltanken und dann einfach los und gucken, wo einen die Strasse hinfuehrt.

Wir sind dann irgendwo Richtung Osten aus der Stadt raus und im netten Vorbezirk Longquan gelandet und von dort aus ging es etwas in die Berge oder besser gesagt Huegel rein. Sonnenschein, und eine gute Tour, das ist ein verdammt guter Ausflug fuer einen Tag, um einfach mal was anderes als Stadt oder die Uni zu sehen.



Und dann faehr man mit dem Motorrad durch Huegel, an Seen vorbei, Palmen rechts und links von der Strasse und da fuehlt man sich fuer einen Tag wirklich wie „im Urlaub“ ! Erster Stop war eine wunderbar anzuschauende Tempelanlage, kurze Beschtigung und eine kurze Pause auf dem Parkplatz und dann ging es weiter, einen Offroadtrek rauf und runter auf den Berg.

Das Boot erinnert mich irgendwie an mich selbst, gestrandet mitten in Sichuan – so ist das Leben. Unsere Tour ging dann weiter durch die Obsthaine uber kleine Strassen von Dorf zu Dorf und ueberall der gleiche Anblick, nette und freundliche Einheimische, die Karten oder Mahjong spielen – sehr entspanntes Leben hier in der Gegend habe ich mal wieder festgestellt.

Die naechste Tour geht am naechsten freien Tag los und dann mal gucken, wo es dann hingeht. Vielleicht in die gleiche Gegend, einfach ein Stueck weiter oder in eine andere Ecke – es gibt noch viel zu erkunden in Sichuan. Auf jeden Fall geht es los und raus aus der Stadt, ist viel angenehmer und entspannender.


Nach einer echt guten Tour ging es dann auch wieder querfeldein zurueck in die Stadt zur Uni. Diese Megabaustellen sind ja kein schoener Anblick, aber wenn man ein Dirtbike hat,. Dann sind sie echt geil. Vielleicht sollte ich mir doch nem Helm zulegen, waere besser !
Das ist ein freier Tag in meinem Leben und jetzt heisst es wieder back to work und eine Runde Unterricht vorbereiten und was tun. Ausserdem muss ich meinen Sonnenbrand auf den Armen auskurieren.

Liebe Gruesse

Olaf

30.April 2009 - Holidayweekend in Chengdu

Hallo Liebe Leute,

Happy May-Day !!! Endlich mal wieder Holiday, Zeit online zu gehen, emails checken und mal wieder meinen Blog etwas auffrischen. Oh man, deutsche Sprache, schwere Sprache ! So langsam wird es hier schwierig fehlerfrei zu schreiben, da sich alles andere um mich rum nur noch in Englisch oder Chinesisch abspielt.

Mittlerweile habe ich auf meiner Tour meine 1,5 Jahre geschafft und ich bin immer noch in Chengdu und mein Campusleben laesst sich aushalten. Es ist allerdings echt irgendwie busy geworden !

Fuenf Tage die Woche, 4 Stunden am Tag unterrichten, Tennis mit Jason, Basketball mit den Kids oder anderen Lehrern, Hausaufgaben kontrollieren, Tests korrigieren und Unterricht vorbereiten. Hoert sich nach nicht viel an but it keeps me really busy. Vor allem den Unterricht vorzubereiten ist eine nicht ganz einfache Aufgabe. Die Kids hier sind verdammt multimedial veranlagt und so habe ich in meiner „Freizeit“ mittlerweile eine halben Powerpoint Kurs hinter mir und mache Praesentation fuer Praesentation.

Aus meiner Bude auf dem Campus, sorry, ich bin Lehrkraft, aus meiner Wohnung auf dem Universitaetsgelaende, ist ein halbes Office geworden. Weil ich zu faul bin immer ins Buero zu gehen, habe ich einfach einen der Computer voruebergehend in meinem Wohnzimmer untergebracht. Mein Wohnzimmer ist gleichzeitig ein halbes Buecherlager geworden und hier liegen alle Kopien fuer den Unterricht, von meinem Kollegen Ricky und mir. Regelmaessig finden Meetings hier statt, entweder vor oder nach dem Unterricht mit nem Kaffee oder Tee. So etwas haette ich mir wirklich nicht traeumen lassen und vor allem kriege ich es jetzt mit der Angst zu tun, aber zu meiner Schulzeit gab es sowas nicht ( jetzt klinge ich schon wie mein Vater ;-) ) ! Eins meiner wichtigsten Schulutensilien in meiner Federtasche ist mittlerweile mein USB-Stick geworden, ohne den geht nicht mehr viel. Da sind all meine Hoerbeispiele aus den Schulbuechern als MP3 drauf, Fotos, Filme und ppt-Dateien, also alles was man braucht - ist echt supergeil, ein Klassenzimmer mit Computer und Beamer und man schreibt viel weniger an die Tafel.

Multimedia im 21.Jahrhundert hin oder her – schlafen im Klassenzimmer tun sie immer noch...

...und bei Examen wird „beschissen“...
Examen ! Oh mein Gott, da kommt man auch ohne Computer und braucht nur den guten, alten Rotstift und los geht es. Einfache Aufgabe, groesstenteils, aber dann kommen solche Aufgaben....



...und solche Antworten.



Das ganze korrigieren, nach dem 5. oder 6. Bier, wird schon schwieriger, aber auch manchmal lustiger.


Alles in allem habe ich hier verdammt viel Spass mit den Studenten und sie verstehen mich mittlerweile. Sie wissen, dass ich Hotpot in allen Varianten liebe, und wir gehen regelmaessig essen, jeden Tag kriege ich Snacks, Schokolade und Coca Cola – so laesst es sich echt aushalten.

Ausserhalb der Uni spielt sich nicht wirklich viel ab, ist halt nicht so viel Zeit. Ich habe mich mittlerweile an mein Kabelfernsehen gewoehnt, gucke fast jeden Tag NBA Playoffs, habe alle Formel 1 Rennen gesehen und kriege jeden Samstag Bundeslgia live ins Wohnzimmer ( war leider letzte Woche Bayern Schalke ).

Da ich hier ein wenig ausserhalb wohne und mir Fahrradfahren ein wenig zu gefaehrlich geworden ist, bin ich mittlerweile auf 2 Raeder mit Motor umgestiegen und habe mir ne 125er gekauft. Ich weiss, es ist nicht legal, aber ich muss ja irgendwie mal von A nach B kommen, um auch mal andere Sachen zu sehen. Und dann steige ich auf mein rotes Transformers-Dirtbike...


...und fahre, der Nachmittagssonne entgegen, um die Ecke, hier in einer Millionen Metropole wie Chengdu, in einen der Aussenbezirke und habe viel Vergnuegen. Gute und billige Restaurants und man findet immer Freunde und kann sich gut unterhalten. Die haben da zum Teil wirklich noch nie einen Auslaender gesehen, nur im Fernsehen. Ich will jetzt hier an dieser Stelle keinen und niemanden diskriminieren, aber stellt euch einfach mal vor, ihr haettet in Rudow noch nie einen Tuerken, Araber oder Afrikaner gesehen und es kommt einer an auf einmal und redet ein wenig eure Sprache !

Ja, so ist es hier und jetzt habe ich erstmal holiday, gehe gleich ins Internetcafe, lade den Artikel hier hoch und mache einen Plan fuer die naechsten Tage.


Liebe Gruesse

Olaf