Einleitung

Liebe Leute,

wieder ist ein Jahr vergangen und ich bin noch immer in China unterwegs. Seit 2362 Tagen unterwegs, über sechs lange Jahre weg von zu Hause.

Bin leider irgendwie letztes Jahr viel zu beschäftigt gewesen ... Hotel, Gäste, Universität und Studenten, und dann noch das normale Leben, das hält mich alles auf Trab hier. Es ist ein anstrengendes Leben, aber ich hatte ein verdammt geiles Jahr 2013 hinter mir, mit einem krönenden Abschluß dank Karl und visitberlin, hatte allerdings auch ein paar Punkte, wo ich aufgeben wollte, aber mich dann doch weiter durchgekämpft habe.

Viele Grüße

Olaf

Dienstag, 28. Juli 2009

22.Juli 2009 - Weltuntergang oder die Sonnenfinsternis in Chengdu

Hallo Liebe Leute,

am 22.Juli diesen Jahres war es soweit - Sonnenfinsternis und ich war dabei. Wir gehörten hier zu den glücklichen und waren dabei. Morgens um 9 Uhr stand ich mit meinem Freund Tom auf dem Dach und wir dürften an diesem wunderschönen Sommermorgen, bei strahlend blauem Himmel, bei diesem Naturspektakel dabei sein.

Ein letzter Blick in die Sonne und...

...ein paar Sekunden später war es stockfinster...


...die Leute standen auf der Straße...

...oder guckten aus den Bürofenstern. Ein paar Minuten später war es auch wieder hell.

Das waren sie, Bilder von einer totalen Sonnenfinsternis aus einer chinesischen, versmogten Großstadt. Schade eigentlich, dass wir die Sonne nicht gesehen haben. Zumindest haben wir die Sonnenfinsternis dadran gemerkt, dass es dunkel wurde.

Bis zum nächsten Blog

Olaf

Montag, 27. Juli 2009

12. - 13.Juli 2009 - Wer kennt die 32-Millionen-Metropole Chongqing oder warum fahre ich 3 Stunden Zug um Hot Pot zu essen ?

Hallo Liebe Leute,

schieben wir gleich mal noch einen Bericht hinterher hier in meinem Blog bevor es irgendwann aus irgendwelchen Gründen nicht mehr geht.

Ja, meine Zeit an der Uni ist erstmal vorbei und es sind Ferien. Der Juli war schon unterrichstfrei und wir haben nur noch administrative Aufgaben wahrgenommen und quasi das neue Schuljahr vorbereitet, bis unseren schlauen chinesischen Kollegen am vorletzten Tag eingefallen ist, dass wir noch Berichte schreiben müssen - und zwar bis vorgestern. Da haben wir alle ein wenig das Kotzen bekommen und vor allem konnte uns auch keiner erklären, wie sie geschrieben werden mussten. Gute Organisation hier, mal gucken, wie es im nächsten Jahr mit dem Verein wird.

Da ich unbedingt mal aus Chengdu rauswollte, schon immer mal nach Chongqing wollte und ich dort zum Geburtstag eingeladen war, bin ich einfach auf den Schnellyug gesprungen und dorthin gefahren. Eingecheckt im netten Hostel, Leute haben mich dann direkt in der Stadt aufgelesen und es ging leider erstmal yum Shoppen für drei Stunden.

Ihr kennt Chongqing nicht ? Kleine Stadt in der Nähe von Chengdu, mit dem Schnellzug nur 3 Stunden entfernt und diese Zugfahrt, war die erste, die mir in China nicht gefallen hat. Es gab tatsächlich kein Bier, die blöde Klimaanlage lief und es war ein Nichtraucherzug - und sowas mitten im Land der Raucher. Macht aber nichts, Chongqing ist voll abgefahren sage ich euch.

Mit den grünen Hügeln und den ganzen Wolkenkratzern hat es mich irgendwie an Hong Kong erinnert. Im Regierungsbereich der Stadt leben allerdings über 32 Millionen Menschen und somit ist Chongqing eine der größten Städte der Welt ! Unglaublich groß und überall wird gebaut hier und es entsteht ein Hochhaus neben dem anderen, aber alles in allem sehr schön.
Die City ansich hat nur 5 Millionen Einwohner, allerdings sollen es im größeren Stadtgebiet über 32 sein, allerdings auf einer Fläche so groß wie Österreich ! Ja, das sind chinesische Dimensionen, wo ich dann doch auch mal wieder beeindruckt bin. Aber kommen wir zu den wichtigen Dingen : In Chengdu liebe ich den Hot Pot und laut den Einwohnern von Chengdu gibt es den besten Hot Pot in Chengdu, laut Chongqing leuten kommt der beste Hot Pot natürlich aus Chongqing und soll eine Nummer schärfer und vor allem besser sein. Ich bin zum Kosten hier und kann sagen, dass er definitiv schärfer ist.

Nach einer Power Shopping Tour kann ich auch sagen, dass Chongqing Frauen - obwohl Sichuan Frauen als schönste Chinas zählen - doch eine Nummer schöner sind. Sie sind schärfer, liegt wahrscheinlich am Essen. Und so ging es nach ein paar Stunden shoppen ins Restaurant, wo der Geburtstag gefeiert wurde, gute Party und zum ersten Mal habe ich keine Torte ins Gesicht gehauen bekommen, war auch mal ganz nett.

Sonst enden alle Leute auf Geburtstagsfeiern von Studenten immer mit einem weißen Gesicht, hier war es aber anders. War ne ganz ruhige feier, dafür mit viel gutem Essen. Kleine Stadtbesichtigung am Ende und schon war die Feier zu Ende. Da ich mal wieder in einem Hostel eingecheckt habe, war es auch in Ordnung, ab nach Hause und mal gucken, was hier so an Reisenden rumläuft.
Am nächsten Morgen hieß es auch, trotz Urlaubs, früh aufstehen und mal ein Programm der ganz anderen Art. Es gibt ja eine Sache, die ist für viele Leute in Deutschland selbstverständlich, für die Leute hier nicht so ganz - Schwimmen ! Ihr erinnert euch vielleicht an meine Sanya Berichte aus den vergangenen Urlauben und diesem Trip, aber viele Chinesen können nicht schwimmen. Meine Studenten haben mich eingeladen und mit dem Auto aufgelesen und schon ging es los Richtung :

Caribbean Paradise !

Und hier ist Olaf genau richtig. Ein superheißer Tag in Chongqing mit ca. 35 Grad und ein schönes Freibad mit Wellenbad, Rutschen, Spielburgen usw. Da ist der Sonnebrand vorprogrammiert und während ich hier jetzt diesen Artikel schreibe mehr als zwei Wochen später ziehe ich mir erstmal noch den letzten Hautfetzen von den Füßen, die gut verbrannt waren.

Eine superneue Anlage hier, mitten zwischen den grünen Hügeln von Chongqing gebaut und alles drunherum im karibischen Stil. Will mich ja nicht beschweren oder wie ein Alkoholiker klingen, aber es gab keine Pina Colada hier - schade eigentlich. Es war ein Supertag hier, wirklich entspannend und das Wellenbad war der Hammer. Interessant wurde es, als zwei Mädels aus der Gruppe, die nicht wirklich schwimmen konnten, mit ihrem Megaschwimmreifen von einer Welle erfaßt wurden und umgekippt sind. Ich habe ja gedacht, die eine erwürgt mich im Wasser so viel Angst hatte sie zu ertrinken.

Wen es von euch also mal nach Chongqing verschlägt, der sollte unbeding hierher kommen - am besten Kinder mitbringen, den es ist mehr für Kinder als für Erwachsene. Und vor allem die Sonnencreme nicht vergessen !

Das war dann auch schon mein kurzer Ausflug nach Chongqing und abends ging es mit dem Zug zurück nach Chengdu. die Zugfahrt diesmal war ganz lustig, die reden ja immer alle sofort nachdem man sich hinsetzt über den Ausländer und am Ende habe ich sie glaube ich vollgelabert. Am besten sind immer die Leute, die einem probieren, was im Zug zu verkaufen. Ach, ich muss mal wieder irgendwo hinfahren und lange auf dem Zug sitzen.


Grüße aus Chongqing

Olaf


bis 10.Juli 2009 Chengdu - Das Leben an der Uni ist zu Ende

Hallo Liebe Leute,

endlich bin ich wieder da ! Mein Blog, sämtliche Blogs und mittlerweile auch Facebook wurden hier in China abgeschaltet. Aber ich habe eine neue Software auf dem Rechner und kann endlich wieder schreiben und lesen hier und daher wird jetzt eine Menge nachgeholt.

Viel Zeit ist seit meinem letzten Eintrag vergangen und ich habe viel erlebt und gemacht. Oder eigentlich auch nicht, musste selber erstmal meinen Blog heute lesen um zu wissen, was ich so alles erlebt habe. Oh man, es ist schon Tag 643 meiner Reise sehe ich gerade, ist ne lange Zeit, die ich schon geschafft habe. Und was soll ich sagen, sorry, aber ich mache noch ne Weile hier unterwegs. Ist ein ganz interessantes Leben und es kommen immer wieder neue Dinge und neue Herausforderungen hier.

Die letzten Monate habe ich hier in Chengdu verbracht und an der Uni fleissig unterrichtet und einfach mal megamaessig meinen Spass gehabt. Ist ein ganz anderes Leben hier und wer chinesische Universitäten und das Leben an ihnen nicht kennt, kann es sich nur schwer vorstellen. Die Studenten tun mir einfach nur leid, leben in ihren 6- oder 8-Bett-Zimmern, Gemeinschaftsduschen für den ganyen Wohnkomplex bis zu 15 Minuten Fussweg entfernt. Es ist ein ganz anderes Leben, eine sehr nette Erfahrung die ich hier gemacht habe.

Alles in allem sind es sehr nette Kids gewesen, geistig und vom Leben nicht ganz so sehr geprägt wie gleichaltrige in Deutschland - irgendwie ganz anders. Die lachen sich tot, wenn ich frage ob sie einen Knutschfleck am Hals haben und laufen ganz rot an, sie haben nicht so wirklich Ahnung vom Leben und noch nie einen Teilzeitjob gehabt oder so, arbeiten nur in den Ferien und hängen lieber in ihrem Mehrbettzimmer vor dem Computer rum und lernen, als irgendwie mal Spaß zu haben. Am besten sind aber immer noch die T-Shirts mit Winnie Puh, Rucksäcke mit Mickz Mouse und Federtaschen von Hello Kitty. Irgendwie sind es noch Kinder aber das soll sich wohl im zweiten Studienjahr ganz gewaltig ändern. Mal abwarten, wie sich meine Kids in den Ferien entwickeln und verändern.

Ich weiß nicht, wer mehr gelernt hat, die Kids von mir oder ich von den Kids ?!? Sie glauben mir immer noch nicht, daß Marco Polo die Nudeln aus Italien mitgebracht hat und gleichzeitig den Tee aus England nach China gebracht hat aber manchmal konnte man ihnen eine richtig gute Lüge auftischen und sie haben es mir abgenommen. Und ihr zu Hause kennt mich ja, ich kann gute Geschichten erzählen. Auf jeden Fall habe ich verdammt viel gelernt in dieser Zeit übers Unterrichten, den Umgang mit Menschen, die gleichzeitig Kinder sind aber auch irgendwie "Möchtegern-Erwachsene" und verdammt viel über China im Allgemeinen. Es wäre also schade jetzt aufzuhören und daher mache ich noch ein Jahr hier an der Uni und werde nochmal Jahrgang 1, also Frischlinge unterrichten ab September.

Das allerbeste sind immer die Essen mit den Studenten gewesen, sie wissen doch, dass ich den Hot Pot liebe und haben mich immer gefragt, ob ich mich anschliessen möchte. Zum Abschluss des Jahres habe ich dann allen Bescheid gegeben und sie ins Restaurant eingeladen. Supergeiler Abend, sitzen im privaten Raum und irgendwer hat dann auch ne Kiste Bier spendiert. Jeder Schüler kam einzeln an, hat mir ein Glas eingegossen, sich mit mir unterhalten, sich bedankt und einen oder auch zwei getrunken.

Und dann muss man als Lehrer auch noch die Abschlussrede halten, nach unzählig vielen Bieren. Und das mit dem Trinken ist ja hier so eine Sache in China, vor allem als Lehrkraft mit den Studenten zusammen. Ist verboten und kann arge Schwierigkeiten geben, aber man fängt mit Tee an und wenn dann die richtigen Leute kommen und einen zum Trinken auffordern, dann ist es in Ordnung. Und das sind dann die Leute, die in der Klasse das sagen haben, weil sie zum Beispiele in der Partei oder so das Sagen haben. Tja, so geht es hier, aber die Rechnung ist am Ende an mir hängengeblieben, macht aber nichts. Waren nur 650 Yuan, umgerechnet keine 70 Euro, um mit 20 Studenten im Restaurant ordentlich zu essen und trinken. Immer wieder gerne, mal gucken, was für eine Klasse ich nächstes Jahr bekomme.


So schnell sind die Monate hier vergangen und ich habe nicht nur viel gelernt und Lebenserfahrungen gesammelt sondern mit meinen Kollegen aus Australien und Kanada auch sehr coole Menschen getroffen, sondern vor allem neue Freundschaften geschlossen. Und es sind hier die interessantesten Charaktere unterwegs, die einfach mal ein oder zwei Jahre China machen. Tom, der Businessmann, der jetzt was großes aufziehen möchte, Jason, einer meiner besten Mates hier vor Ort, der immer eine Flasche Jim Beam zu Hause hat und dazu eine kalte Dose Cola im Kühlschrank und Ricque, einer der verrücktesten Menschen überhaupt, der irgendwann mal auf irgendwas hängengeblieben ist. Und das sind nur ein paar von den Leuten, aber ich sage ja, so etwas wie hier ist nur ganz schwer zu beschreiben, man muss es sehen bzw. leben, also kommt einfach mal vorbei hier.


Viele Grüße aus China

Olaf