Einleitung

Liebe Leute,

wieder ist ein Jahr vergangen und ich bin noch immer in China unterwegs. Seit 2362 Tagen unterwegs, über sechs lange Jahre weg von zu Hause.

Bin leider irgendwie letztes Jahr viel zu beschäftigt gewesen ... Hotel, Gäste, Universität und Studenten, und dann noch das normale Leben, das hält mich alles auf Trab hier. Es ist ein anstrengendes Leben, aber ich hatte ein verdammt geiles Jahr 2013 hinter mir, mit einem krönenden Abschluß dank Karl und visitberlin, hatte allerdings auch ein paar Punkte, wo ich aufgeben wollte, aber mich dann doch weiter durchgekämpft habe.

Viele Grüße

Olaf

Mittwoch, 29. Oktober 2008

28.Oktober 2008 - Mein erster freier Tag seit langem

Hallo Liebe Leute,


ich habe es mal wieder geschafft. Nachdem ich letzten Donnerstag meine private Party gefeiert habe anlässlich "Olaf 1 Jahr on Tour" und total betrunken meinem Taxifahrer am Ende sogar mein Handy überlassen habe, bin ich wieder nüchtern und kann laufen. Es war eine schlimme Feier am Ende, viel Geld ausgegeben und Kopfschmerzen am nächsten Tag, aber so ein Tag musste gefeiert werden.


Jetzt habe ich gerade mal eine Lange Zeit damit verbracht, dass zu machen was ihr hoffentlich immer fleissig macht - meinen Blog zu lesen. Oh man, ich habe wirklich eine Menge gemacht und viel erlebt in den letzten Monaten. Russland, Mongolei und China, dann Weihnachten im Sanya, wo ich es wirklich bis dorthin auf dem langen Landweg geschafft habe, mein unvergesslicher Trip auf die Philippinen, meine Monate in Sichuan mit dem schweren Erdbeben, ein Kurzbesuch in meiner Heimat, Olympische Spiele in Beijing und jetzt bin ich Restaurant Manager in Beijing, der mit einem chinesichen Nachbau einer BMW R71 aus dem 2.Weltkrieg durch die Strassen fährt und fast jeden Tag Steaks ißt. Was für unvergessliche Erlebnisse, was für ein Leben und was für ein Wandel bzw. Entwicklung.


Ja, ich habe es hier schonmal gesagt und wiederhole es, es ist kein Urlaub. Ich schufte zur Zeit jeden Tag 10 - 12 Stunden, 7 Tage die Woche und probiere, etwas zu erreichen und kämpfe mich gegen Chinesen, deren Charakter und deren Arbeitseinstellung, die sehr anders als die der Deutschen ist, durch und habe dabei noch die grossen Sprach- und Mentalitätsschwierigkeiten. Ist wirklich nicht einfach und nachdem die Chefin aus Deutschland wieder da ist, da kann ich mir wenigstens mal einen Tag freinehmen und gar nichts machen. In meiner Bude würde mir allerdings die Decke auf den Kopf fallen und daher ändere ich den Plan. Da ich auch im Besitz eines chinesischen Autoführerscheins bin und meine Chefin einen schönen Bora fährt, leihe ich mir den mal aus und mache eine kleine Sporitztour. Gestern nachmittag, habe ich 50km auf dem Motorrad überlebt, heute nehme ich das Auto.




Es gibt in der Gegend viele Ziele, aber ich habe mir Mutianyu und die chinesiche Mauer ausgesucht. Die Große Mauer muss man gesehen haben, ich bin jetzt hier zum sechsten Mal in meinem Leben und es ist immer wieder etwas Anderes und Besonderes. Mauer ist nicht gleich Mauer kann ich nur sagen an dieser Stelle.


Diesmal bin ich selber hingefahren im eigenen Fahrzeug, bin nicht mit einem Tourguide unterwegs, mache eine Wanderung über die Mauer oder begleite eine Gruppe hierhin, nein, ich bin als Restaurant Manager unterwegs, Ihr wißt was das bedeutet ? Man geht morgens kurz ins Restaurant, nimmt sich ein paar Getränke, läßt die Köche was zum Mitnehmen zubereiten, nimmt sich das Auto der Chefin und die Kellnerin aus der Lieblingbar mit und geht zum Picknick auf die Mauer. Hin nach Mutianyu, mit der Seilbahn auf die Mauer und dann geht es gegen die Touristen entlang der Mauer, bis man irgendwann an die Stellen kommt, wo keine Menschen mehr sind, Bäume auf der Mauer wachsen und macht ein Picknick, redet über Gott und die Welt und genießt den Ausblick.



Einfach mal einen Tag komplett abschalten, die Landschaft und frische Luft genießen und am Ende mit der Sommerrodelbahn den Berg runterfahren. Was will man mehr im Leben ? Andere waren noch nie hier und haben viel von der Großen Mauer in China gehört, ich war mittlerweile schon so oft hier, aber ich muss mindestens noch zwei weitere Male hierher. Einmal mit dem Motorrad und einmal, wenn Schnee auf der Mauer liegt.Da ich kaum Erfahrung mit dem Motorrad habe, werde ich es nicht miteinander verbinden - auf keinen Fall !


So, jetzt muss ich mein Bier austrinken, meine Erdnuesse essen und mich noch um meine Wurstbestellungen und Fleischbestellungen kuemmern und habe morgen ein grosses Catering in der Deutschen Botschaft. Bis zum nächsten Posting.

Liebe Gruesse

Olaf

Dienstag, 21. Oktober 2008

Back in Germany - 1 Jahr "Olaf on Tour" - Ich habe es wirklich geschafft

Hallo liebe Leute,


wir schreiben den 23.Oktober 2008 ! Für viele von euch ein ganz normales Datum, vielleicht hat ja der ein oder andere Geburtstag, für mich aber ein Tag zum Feiern. Mein Zähler im Blog zeigt ein Jahr genau an ! Ich habe das geschafft, was viele mir vor mehr als einem Jahr nicht zugetraut haben bzw. mir einfach nur gesagt haben, ich bin verrückt oder habe einen Vogel - ich bin jetzt ein ganzes Jahr lang unterwegs, ein Jahr lang ausgestiegen aus meinem normalen Leben, ausgestiegen aus dem Sozialsystem der guten alten Bundesrepublik Deutschland, ein Jahr lang lebe ich schon aus meinem Rucksack, ein Jahr lang durch Asien bzw. China gezogen und ich habe nicht nur viel erlebt und gesehen sondern auch verdammt viele neue Freunde gewonnen.


Irgendwie war doch gestern erst die Abschiedsfeier im Keller, wo so viele von euch da waren und dann bin ich ein paar Tage später in den Flieger gestiegen und nach Moskau geflogen, wo ich gar keine Idee hatte, was mich dort eigentlich erwarten sollte. Von dort aus ging es mit dem Zug in einem Abteil mit Marlen und Richard bis in die Mongolei weiter - die wahrscheinlich längste Zugfahrt meines Lebens. Man, das war wirklich alles erst gestern, aber es ist schon ein langes Jahr her. So viele geile Leute, so viele Geschichten.


Ich habe viel erlebt, ihr habt es alles in meinem Blog gelesen, nur ein paar Geschichten, die der Zensur des Autors unterliegen sind hier nicht gelandet. Alles in allem hatte ich sehr viel Spaß, habe viel erlebt und vor allem viel gelernt fürs Leben. Vielen Dank fuer das Lesen meines Blogs waehrend dieser Zeit, die ganzen Kommentare und vor allem hunderte von emails, die bei mir eingegangen sind.


Heute sitze ich auf deutschem Boden in einer Kellerbar in der Deutschen Botschaft und feiere diesen Abend und trinke erstmal richtig einen. Und daher sage ich einfach mal, ohne euch hier mit vielen Sätzen und Worten zu langweilen :




"Ich komme erstmal nicht wieder, ich mache weiter und schaffe noch ein Jahr - wir sehen uns 2010 !"




Viele Gruesse



Olaf

Dienstag, 14. Oktober 2008

14.Oktober 2008 - Ich bin jetzt endlich mobil

Hallo Liebe Leute,
liebe Deutsche Krankenversicherung,

jeder hat seine Traeume und ich habe mir von meinem letzten Geld mal wieder einen erfuellt ! Ich habe keine Lust mehr, immer mit dem Taxi durch Beijing zu fahren und ein Fahrrad ist nicht so meine Welt. Was bleibt dann noch uebrig wenn man sich kein Auto leisten kann ?

Ja, meine letzten Ersparnisse vor Ort sind in einen chinesischen BMW-Nachbau mit 750ccm und 480kg Leergewicht gelandet und letzte Nacht bin ich erstmal durchs Botschaftsviertel geduest und habe Kuppeln gelernt und Rechtskurven fahren. Muss halt sein, aber nach vier Stunden hat es schon ganz gut geklappt und das einzig schwierige ist wirklich das Anfahren im ersten Gang, danach blubbert das Ding unter mir.

Fuehrerschein ? Gut den habe ich nicht, aber ich hoffe mal auf die Polizei und keine Unfaelle, denn ich bin Auslaender und fahre mit schwarzen Auslaender-Kennzeichen durch Beijing und die werden eh nicht angehalten. Mal abwarten, wenn nicht mache ich mir dann erst einen Kopf und denke nach. No risk no fun und ausserdem bin ich auf jeden Fall bei der DKV versichert.

Ich will ja auch mal meinen Spass haben und bei meinem naechsten freien Tag geht es jetzt los und ich fahre mal zur Mauer oder so. Die SD-Karte fuer das eingebaute Radio ist schon mit Musik aufgeladen und im Beiwagen und Kofferraum sind zwei Bassrollen. Das wird eine interessante Zeit hier jetzt.


Liebe Gruesse

Olaf

Sonntag, 12. Oktober 2008

Super Bar Street

Hallo Liebe Leute,
oh man, der vorletzte Bericht über die Super Bar Street ist ja bei euch gut angekommen und ich habe mehrere emails bekommen und es wurde nach mehr Fotos gefragt.
Also hier noch ein paar Fotos aus der Strasse, zum Glück bei strahlend blauem Himmel.

Tagsüber viel zu voll mit Autos, abends schön leer, allerdings schlecht fürs geschäft, aber gut um mit dem Motorrad zu üben.

Meinem neuen Freund J gehört die Afro-Arena. Ihn habe ich kennengelernt, er ist Chinese und kann fliessend deutsch. Irgendwann demnächst gucke ich mir mal den Laden von Innen an und sage meinen Freunden von der Nigeria-Connection mal Hallo.



Der See ist auch ganz anschaulich eigentlich, aber eher abends, wenn man die Wasseroberfläche nicht so genau betrachtet. Ich möchte hier weder Schwimmen gehen noch einen Fisch aus dem See essen, den die Fische haben mindestens drei Augen.

So das waren noch die angefragten Bilder, der nächste Bericht wird auf jeden Fall leckerer und vor allem auch anschaulicher.
Grüße aus Beijing
Olaf

Donnerstag, 9. Oktober 2008

18.September 2008 bis mal gucken wann, Beijing - Mein Leben zwischen Steaks und Erdnüssen

Hallo Liebe Leute,

ich und mein Blog sage ich euch. Vor 22 Stunden saß ich an der gleichen Stelle und hatte diesen Artikel bereits fertig, dann war alles auf einmal weg. Da Ihr aber wissen wollt, was ich jetzt so treibe in China schreibe ich einfach nochmal von vorne.

Ende Juli bin ich nach Beijing gekommen mit der Absicht, hier nur herzukommen, um ein paar Wochen gutes Geld zu verdienen und mich so die nächsten Monate zu finanzieren. Das ist jetzt knapp drei Monate her und was soll ich sagen, ich bin immer noch hier und diese Stadt ist vollkommen abgefahren. Wozu sind Pläne im Leben da ? Genau, Pläne sind dazu da um über den Haufen geworfen zu werden und das habe ich vor 3 Wochen gemacht und mich entschieden, erstmal hier zu bleiben. Das ist das Gute, wenn man alleine reist und seine eigenen Entscheidungen treffen kann und muss.

Eigentlich wollte ich zurück nach Chengdu oder in die Innere Mongolei nach Hohhot. Hohhot stand noch auf dem Programm, in Chengdu gab es leider keine Lehrerstelle mehr für mich. Obendrauf wird einem dann noch ein interessanter Job hier angeboten und dann überlegt man nicht lange.

Von dem während der Olympischen Spiele verdienten Geld habe ich mir ein WG-Zimmer gemietet, wohne jetzt in Beijing Chaoyang mit einem Pärchen aus der Inneren Mongolei zusammen, wo sie einfaches Englisch und er gar kein Englisch spricht, zusammen. Ist aber kein Problem, denn ich habe sie nur dreimal in den letzten Wochen gesehen, weil ich immer irgendwie unterwegs bin. Aber sie sind froh, haben die Miete bis Jahresende bekommen und waren ganz glücklich. Von dem restlichen Geld habe ich mir ein paar schwarze Hosen und Hemden gekauft sowie Krawatten. Und da wir in China sind natürlich alles Armani oder Boss - was sonst ?!? Der Rest des Lebens spielt sich in der Super Bar Street ab ! Eine der abgefahrensten und schärfsten Straßen, die ich nicht nur in Beijing sonder in ganz China jemals gesehen habe.

Die Straße heißt wirklich so und ist etwas ganz besonderes ! Bar an Bar, Restaurants, Tattoo-Studios, eine Halle , in der auf zwei Stockwerken alles mögliche an neuen und gebrauchten Elektro- und Computerzubehör verkauft wird und die Afro-Arena. Die Afro-Arena ist eine Billard-Halle, die fest in der Hand der Nigeria Connection ist, wo es sicherlich alles gibt, den dort sind die ganzen Dealer gelandet, die kurz vor den Olympischen Spielen in der Sanlitun ihre geschäfte gemacht haben. Noch Fragen ? Und ja, wir sind wirklich noch mitten in China hier, aber es ist wahr. Obwohl, ich habe vergessen den Mirror-Lake zu erwähnen, einen dreckigen Tümpel, wo wirklich Angler sitzen und neulich abends ein Mädchen stundenlang vergewaltigt wurde. Abgefahrene Gegend hier und dann sitzt man in einer Bar auf der Dach-Terrasse, und während man seinen Blick einmal 360 Grad herumschweifen läßt, sieht man in einer Richtung Hohenschönhausen, dann die Super Bar Street, den See und dann die nagelneue und zweitgrößte US-Botschaft der Welt direkt neben dem chinesischen Microsoft Headquarter. Tja, so ist es hier wirklich und für mich ein neuer Fleck, aber ich bin hier jetzt zu Hause und solange, wie man sich mit der Nigeria-Connection nicht anlegt sondern immer freundlich "Hey Man, what's up" sagt, hat man hier keine Probleme und braucht keine Angst zu haben.

Im "German Club" habe ich 10 Tage als Servicekraft bzw. Kellner gearbeitet. Dort habe ich dann auch Lin und Wen, zwei Chinesinnen aus Berlin kennengelert, deren Mutter ein deutsches Restaurant in Beijing hat. Dort ist eine Stelle frei und ich wurde gefragt, ob ich nicht arbeiten möchte und warum nicht ? Jetzt jobbe ich im Restaurant, kriege jeden Tag gutes Essen und an vielen Tagen mache ich quasi die "Fleischkontrolle" und esse um 10 Uhr 30 schon ein Rumpsteak.

Und jetzt soll mir nochmal einer sagen das Saufen nicht gut ist ! Während der Saufspiele in Chengdu im Lofthostel habe ich Zählen auf Chinesisch gelernt und beim besten BBQ-Stand in Chengdu habe ich die Wörter für Fleischsorten und Gemüsesorten gelernt ! Alles die besten Grundlagen, um jetzt hier im Restaurant zu arbeiten und mich mit den Köchen zu verständigen.

Aber es wird schon, obwohl aller Anfang bekanntlicher Weise schwer ist ! In meinem Vokabular fehlen immer noch ein paar neue Verben, dafür kenne ich jetzt neben der Kartoffel jetzt die Wörter für Bratkartoffeln, Röstis, Kartoffelbrei, Pommes und ich kann mittlerweile einen Salat mit Tomaten, Zwiebeln, Paprika und Thousand-Island-Dressing bestellen !

Die Köche hier sind auch echt nett zu mir und kochen mir gerne meine Lieblingsgerichte aus Sichuan und ich zeige Ihnen im Gegenzug, wie man Currywurst macht oder ein schönes Kassler zubereitet. Schockiert gucken sie wirklich nur, wie scharf ich essen kann und ich bin sicherlich der Erste, der sich über Nudeln anstatt Tomatensoße die scharfe Pfeffersauce für die Steaks kippt.

So geht es mir also jetzt, ich habe nicht nur 5 Köche sondern auch noch zwei Kellnerinnen, wovon eine echt nett und süß ist und sehr gutes Englisch spricht und die andere irgendwie nicht so helle ist. Da ist die Zusammenarbeit manchmal recht schwierig aber mein Chinesisch reicht aus um ihr zu erklären, das ich der Chef bin und sie auf mich zu hören hat.

Es wird auf jeden Fall eine interessante Zeit für mich hier, wieder etwas vollkommen Neues im Leben, aber ich bin ja anpassungsfähig, habe immer Spaß an meinen Jobs und wenn es mir nicht gefällt oder Schwierigkeiten gibt, dann kann ich weg und einfach gehen. Wegrennen vor dem Leben, wie ich es seit nem knappen Jahr schon mache.



So, das ist mein Leben zur Zeit ! Was sagt Ihr dazu ? Ihr fragt euch sicherlich jetzt, warum heißt mein Artikel "Mein Leben zwischen Steaks und Erdnüssen" ? Ganz einfach, den Steakteil habt Ihr sicherlich verstanden aber jeden Abend sitze ich bei PJ in der "Cylinder-Bar" und trinke noch ein Bier und zu dem gibt es immer Erdnüsse. Hier sitze ich jetzt auch und habe diesen Artikel endlich zu Ende geschrieben - zum Zweiten Mal mittlerweile.


Grüße aus Beijing

Olaf
( z.Zt. Restaurant Manager)